Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 16
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Auch der römische Geschichtsschreiber J o s e p h u s F1 a v i u s weist in seinem Buche
„Jüdische Altertümer" darauf hin, dass zu jener Zeit die WiedeiTcrkörpcrungsiehre nichts
unbekanntes war.*4

Der Kirchenvater Hieronymus schreibt in seinem Briefe an Demetrias, dass die
Reinkarnation auch unter den ersten Christen lange Zeit als eine esoterische Ueberlieferung
gelehrt, und den Auserlesenen mitgeteilt wurde.

Mit der Lehre der Reinkarnation ist eine andere Lehre aut das Innigste verbunden:
Die Lehre des Karma. Es ist das Gesetz der ausgleichenden Gerechtigkeit, die Schicksals-
gestaltende Kraft, vermöge welcher jeder sein eigenes Entwiekelungsprodukt ist. Alle
Schicksale, die uns treffen, haben wir in diesem oder einem früheren Leben selbst verursacht.
Der Apostel Paulus hat in dem Satze:

.,Was der Mensch säet, das wird er ernten"

ganz besonders die Wiederverkörperungs- und Karmalehre ausgesprochen. Alle unsere
Handlungen bedingen unser künftiges Schicksal. Aus Karma und den wiederholten Verkörperungen
erklärt es sich, warum oft der Gute leiden muss, während der Böse scheinbar
glücklich ist. Aus Karma und Reinkarnation bekommen wir erst ein einwandfreies Bild von
der unendlichen Gesetzlichkeit im Weltall, von der unendlichen Gerechtigkeit „Gottes. „Mit
demselben Masse, mit welchem Du messest, mit demselben Masse wird Dir wieder gemessen
werden."

Reinkarnation lehrt uns, dass Seelen, die sich wiederverkörpern wollen, zu derjenigen
«Umgebung hingezogen werden, in die sie hineinpassen. Gemäss dem Karma werden nun
Seelen mit Neigung zur Lasterhaftigkeit, Bosheit usw. Männer und Frauen von ähnlich
lasterhaftem Charakter zu Eltern bekommen. Diese Eltern haben die Materien ihres eigenen
Körpers vergiftet und diesen aufnahmefähig gemacht für die Schwingungen einer lasterhaften
Seele.

So sehen wir, wozu wir auf diesem Planeten ins Dasein gerufen wurden. Nicht um
Allotria und Hässlichkeit zu treiben, sondern zu arbeiten; zu arbeiten zunächst an sich
selbst und dann an anderen. Die Selbstlosigkeit, das ist der königliche Weg, um sich ein
gutes Karna für künftige Leben zu schaffen: sie ist auch der Weg, schon dieses Leben
erträglich zu gestalten. In der B h a g a v a d - L i t a , dem heiligen Buche der Inder, heisst es:

„Lass all Dein Tun frei von Begierde sein, so bist Du frei von Schuld."

Und Jesus sagt dasselbe in den herrlichen Worten:

„Du sollst Deiuen Nächsten lieben, wie Dich selbst" —

..Liebet Eure Feinde, auf dass Jhr Kinder seid Eures Vaters im Himmel".

Die Unterschiede der sozialen Klassen, auch diese dürften nun, unter den Gesichtspunkten
der beiden Lehren betrachtet, ihre Erklärung finden. Während einer Reihe von
Toden und Geburten, welchen unsere unsterbliche Seele unterliegt, durchschreitet das
Menschenwesen verschiedene soziale Klassen, je nach seinem Verhalten im früheren Leben.
Hier ist nun auch der Punkt gegeben, wo die Hebung der sozialen Klassen einzusetzen hat.

Alles Missgeschick kommt also nicht von Gott, es kommt vielmehr von dem Gebrauch,
den die unsterbliche Seele von ihrem Willen in den vorhergehenden irdischen Existenzen
gemacht hat.

„Wahrlich, Du wirst nicht von dannen herauskommen, his Du auch den letzten
Heller bezahltest" (Matthäus 5, 2«).

Haben wir nun gesehen, dass das jetzige Leben die gerechte Auswirkung früherer
Leben ist, so bleibt uns nichts anderes übrig, als unser jetziges Leben möglichst derartig zu
gestalten, um so wiederzukommen, wie wir es wünschen. Es steht in unserer Macht, uns
zu dem zu machen, was wir zu sein wünschen. Nichts in der Welt ohne Ursache! Alles,
was geschieht, muss die Wirkung einer Ursache sein. Du musst Gutes tun, um Gutes
ernten zu können. Wer Leiden säet, wird Leid ernten, wer Wind säet, muss Sturm
ernten. Das ist absolutes Gesetz. Anf diesem Gesetz des Ausgleichs und der Wiedervergeltung
beruht die ganze Weltordnung. Nach unabänderlichem, harmonischem Gesetz
kehrt jede Tat zum Täter zurück. Die Erkenntnis des universellen Gesetzes kann uns die
Macht geben, die Herrschaft über unser Sckicksal zu erlangen.

So gibt uns die Kenntnis der Reinkarnations- und Karmalehre die Kraft zu bewu.-stem
besseren Handeln und lässt uns auch nicht mutlos die Hände in den Schoss legen. Jeder
ist der Schöpfer des Schicksals und jede unangenehme Lage muss früher oder später
vorübergehen, wenn wir uns auf unsere Schöpferkraft erinnern. Am Schicksal lernen, sich
an ihm heranbilden, das sei unsere Sorge, unsere Pflicht. Die Schleier werden sich heben,
die Nebel lichten und die „Rätsel des Lebens" nicht mehr so dunkel und rätselhaft erscheinen
. Empor zum Licht!


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