Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 43
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Und es wird auch auf allerlei Gebieten recht fleissig gearbeitet.
--• Hat sich doch da kürzlich der allbekannte Ferdinand Bonn be-
miissigt gefühlt, ein neues Kinodrama: „Kaiser Wilhelms Glück und
Ende'* zu schreiben. Fast Aväre das Schmirakel auch aufgeführt
worden, wenn nicht einige vernünftige Behörden dagegen eingeschritten
wären und das Ding verboten hätten.

Man mag politisch denken, wie mau will, mag die Kückkehr der
Hohenzollern wünschen oder bekämpfen, aber wenn ein ehemaliger
Kavallerieofftzier, der sich später als Künstler an den Kaiser herandrängte
, Auszeichnungen wünschte und erhielt, sich während der
Kriegszeit noch dazu bereit fand, ein grösseres Singspiel zu schreiben
und in einem mittleren Berliner Theater sogar mitaufzuführen, in dem
zu einem energischeren „P'estc druff" aufgefordert wurde, nun, nachdem
der Stern gefallen ist, ihn dem Spott der Menge preisgibt, so
ist das eine Charakter . . . Studie.

Unwillkürlich erinnert dieser Vorgang an die Fabel des totkranken
Löwen, dem der Esel auch noch einen Fusstritt versetzte.

Doch da wir gerade vom Kaiser sprechen, will ich an eine
Episode aus dem Leben des alten Kaiser Wilhelm erinnern. Als dieser
sich in Königsberg zum König von Prcussen krönte, stockte sein
Fuss einen Moment, die Stufen des Altars zu betreten. Seine Hofprediger
hatten nichts Wichtigeres zu tun, als die Fabel zu verbreiten,
dem greisen König wäre der gekreuzigte Heiland erschienen. Lnser
alter König war nüchtern und gereift genug, diesem Humbug sofort
schärfstens entgegen zu steuern. Wie mag man dem jungen Kaiser
den Kopf verdreht haben? Wenn er wirklich soviel Unrecht tat,
warum fanden damals die Schranzen nicht den Mut, ihm die Wahrheit
zu sagen, die jetzt ganze Broschüren schreiben? Erst Hosianna, dann
kreuzige, — das alte Lied.

Hier um Geld zu verdienen, da um die eigene Haut zu retten!
0 deutsehe Treue, wo bist du geblieben?

Doch lassen wir das und wenden wir uns anderen Bildern zu.

Meine bescheidene Tätigkeit an der „Sphinx" hat auch schon
öffentliches Interesse erregt. Erhalte ich da neulich per Drucksache
einige christliche Blättchen „zur gerl. sachlichen Prüfung*'. Als ich
dem Absender auf den Zahn fühle, ist's ein ehrenwerter Judenmissionar,
dem mein Name in die Nase gestiegen ist. Noah ist hebräisch und
heisst Ruhe, behauptet er. Nun, ich habe mich dadurch weiter nicht
„aus der Ruhe" bringen lassen. Ein liebenswürdiger Brief lohnte
seinen Eifer, den ich allen Ernstes anerkenne, doch für alle Fälle
möchte ich hiermit feststellen, dass meines Wissens kein semitisches
Blut in meinen Adern iiiesst. Den Namen habe ich als erbliches
Familienübel mit auf die Welt gebracht. —--


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