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Wenn zu anderen, duldsameren Zeiten die vulgären Sterndeuter
mit Globus und Planetarium am „Cireus maximus" sassen, so war dies
etwa gleichbedeutend mit unseren astrologischen Büros, die für 5 Mk.
dem einfachen Mann ein Lebensschicksal nach Tabellen zusammenstellen
. Solche Kunst wurde natürlich von den Gebildeten der damaligen
Welt ebenso geringschätzig behandelt und abgelehnt wie heute.
Aber gerade durch ihre vielsagende Zweideutigkeit bereiteten diese
Künstler" der Wissenschaft den Böden, sodass sich auch Männer,
welche an der Spitze der Wissenschaft marschierten, dem Einfluss der
Sterne nicht mehr entziehen zu können glaubten.
Der Ncupythagoräer Nigidus Figulus zur Zeit des Cäsar und der
gleichzeitige Polvhistoriker Varro sind seine Adepten.
Manilas sagt"): „Victorque ad sidera mittit sidereos oculos" und
deutet damit unzweifeishaft auf Sterngläubigkeit.
Taeitus, der grosse Psychologe unter den römischen Historikern,
kommt der Astrologie weit entgegen.
Der Komet, der nach Julius Casars Ermordung gesichtet wurde,
galt allem Volk als ein Zeichen der Götter, und sein Erbe, der junge
Oktavian, glaubt in den Himmelszeichen eine Vorbedeutung für die
eigene Grösse zu erblicken. Im Leben des Kaisers Tiberius spielt die
Astrologie eine grosse Bolle, und Kaiser Septimus Severus war ihr
ausgesprochener Anhänger.
Der schon genannte Manilius widmet dem Tiberius ein Gedicht
in wirkungsvollster Eindringlichkeit und verherrlicht darin die göttlichen
Offenbarungen der Astrologie.
Vettius Valens schreibt im 2. Jahrhundert nach Ohr. ein Werk
über die Astrologie mit allen ihren Geheimnissen.
Um dieselbe Zeit etwa wirkte auch ein hervorragender Astronom
Claudius Ptolomäus zu Alexandrien, der die Kunst der Sterndeutung
in einem vierbftndigen Werk veröffentlicht und sie als eine nüchterne
Wissenschaft begründet. Diese Arbeit hat eine unermessliche Nachwirkung
gehabt, sodass sich auch in Gelehrtenkreisen niemand dem
imponierenden Eindruck entziehen konnte. In allen historischen
Werken der römischen Spätzeit kann man den Spuren des Sternglaubens
auf Schritt und Tritt begegnen.
So sah sich das aufstrebende Christentum einem Glauben gegenüber
, der nicht den Anspruch auf Glauben stellt, sondern nur eine
Wissenschaft sein will, und auch heute noch darauf verzichtet, zu
einem Kultus erhoben zu werden. Die Wirkungen der Sterne sind
*) Sieghaft hobt er zu den Sternen die Hternenangen auf.
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