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Als erstes Gesetz gebe ich dir das Wort des Meisters aus
Nazareth mit auf den Weg: Liebe Gott über alles, und deinen Nächsten
als dich selbst; dann bist du frei vom Gesetz. Tue dies, dann wirst
du leben.
Lass dich nicht dadurch beirren, wenn dir deine Kirche dasselbe
sagt. Wenn zwei dasselbe tun, so ist es nicht dasselbe. Wenn zwei
dasselbe sagen, auch nicht. Ich will dir den Sinn der Worte erklären.
Liebe Gott über alles heisst nicht, lasse Gott einen guten Mann sein.
Es heisst auch nicht, winsele ihn täglich so und so oft mit deinem
Geplärr an. Wenn du ihm etwas zu sagen hast, so machs kurz.
Gott ist ein tätiger Geist, er mag die müssigen Schwätzer nicht. Verletze
seine Naturgesetze nicht, so zeigst du deine wahre Liebe.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, erkenne in jedem Wesen
ein cntwicklungsberechtiges Sein an. Unterstütze alles, was dich
nicht in deiner Entwicklung behindert, was dir nicht deine Daseinsund
Entwicklungsberechtigung schmälert. Bringe auch mal ein Opfer,
dem Anderen zu helfen. Wohltun bringt Zinsen. Hindere die Anderen
nicht. Das ist wahre Liebe.
Ist auch das Andere klein und schwach, hilf ihm. Bedenke, dass
du auch einst dasselbe warbt und hochwolltest. Bedenke, dass du
selbst jetzt noch nichts Besonderes bist, sondern höher willst, und
dich auch über jede Handreichung freust.
Gott verletzt seine Gesetze nicht, die Natur macht keinen Sprung,
alles muss sich entwickeln. Widerstrebe dem harmonischen Gesetz
der Entwicklung nicht. Das ist die erste Stufe.
Als sich das Starke mit dem Zarten paarte, wurde der Keim für
dich gelegt. Also Gegensätze in Harme nie. Du entwickeltest dich,
die Mutter liebte dich, bevor du warst. Als du dein Lebensrecht
zur Geltung brachtest, litt ein anderer für dich. Hast du schon geliebt,
was noch garnicht da war? Hast du für Andere schon gelitten? Sorge
für einen Ausgleich, damit du in Harmonie mit dem Unendlichen kommst.
Der Entwicklungsgang von der Keimzelle zum Ei, zum Embryo,
zum Menschen gibt uns in kurzen Umrissen die Naturgeschichte des
menschlichen Werdens. Die Vernunft muss in diesem Punkt der
Darwinschen Entwicklungstheorie folgen und diese macht uns religiöse
Überlieferungen durchaus nicht kleiner. Auch die Bibel nicht. Im
Gegenteil, die altjüdische Kabbalah wusste schon mehr von Himmel,
Erde und Naturgeschichte, als jetzt der christlich-orthodoxe Naturwissenschaftler
in seinem angeblich modern-wissenschaftlich gebildeten Kopf hat.
Eine Ausnahme macht Häckel, der in richtiger Selbsterkenntnis
sagt: „Logisches Denken ist eine seltene Naturerscheinung geworden."
Die Bibel selbst äussert sich unverkennbar deutlich darüber mit den
Worten; „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden."
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