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Die natürliche und vernunftgemässe Entwicklungstheorie führt
uns mit unbedingter Naturnotwendigkeit zur Lehre von Präexistenz
und Earma.
In diesem Punkt kann der wahr o 0 kku 11ism us
keine Kompromisse sc h 1 iess cn , von wo 1 che r Seite sie
auch gewünscht werden, doch drängen wir keinem
Menschen die Anschauung als Dogma auf. weil auch
d i o An s c h a a u n g ein E n t w i c k 1 u n g s p r o d u k t i s t. u n d
bleiben m u s s.
Nur die freie Entwicklung und Ausgestaltung der Persönlichkeit
kann einen idealen Zustand auf Erden garantieren, der von uns mit
allen Kräften angestrebt wird.
Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde aus Wasser
und Geist, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen. Dies ist die
letzte rechtsgültige Entscheidung der allein massgebenden Stelle in
dieser Frage. Die Neugeburt des Geistes dürfte wohl jedem klar
sein ; die Neugeburt aus dem Wasser versteht jeder Mensch nur nach
der einen Seite, wenn er von dem menschlichen Geburtsakt etwas
versteht. Alle anderen Deutungen dieses Christuswortes sind an den
Ilaaren herbeigezogene Kunstprodukte, Der Meister brauchte in seinem
Erdenleben nicht so verschraubte und prüde Ausdrucksweisen, dass
mau seinen Worten alle möglichen Bedeutungen unterschieben konnte.
Zur weiteren Klärung dieser Frage verweiseu wir auf die stets wiederkehrenden
Spezialartikel in unserer Zeitschrift.
Als Abbild des Wesens seiner Transformierung schuf Gott den
Menschen zuerst als Geistbild, und gab ihnen als Wohnsitz diese Erde.
Diese war ein Paradies, weil das Grobsinnliche den reinen Geist nicht
bedrückte. Erst nach dem Sündenfall, als der Mensch zum Missbrauch
der Materie veführt ward, in dem Wahn, dadurch Gott gleich zu sein,
wurde er „mit Fellen bekleidet", ein deutliches Bild des Urmenschen.
I>a begann die Rückwirkung der Materie auf den Sünder, Im Schweisse
deines Angesichts sollst du dein Brot essen, und mit Schmerzen sollst
du Kinder gebären. Die tote, geistlose oder sagen wir lieber geistarme
Materie muss immer mit Mühe zum Dienst des Geistes gezwungen
werden. Dies setzt Widerstand voraus, dies ist der Kampf des Lebens.
Was sind des Menschen mächtigste Triebe? Hunger und Liebe! I m
diese beiden Pole dreht sich das menschliche Leben bis auf diesen
Tag, und wird sich weiterdrehen. bis der materielle Mensch in das
Vaterhaus des Geistes zurückgefunden hat, bis er aus der Tiefe, in
die er hineinfiel, sich wieder herausentwickelt hat. Die eigene Kraft
ist nicht ausreichend zu diesem gigantischen Leistlingswerk, darum
gehört zusammen: Entwicklung und Erlösung,
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