Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 133
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Der Ausdruck fordert indessen Erklärung. Da der höchste Verstand
das alleinige, unveränderliche Prinzip ist, dem Wechsel des
Todes nicht unterworfen, so macht sich der Geist, der sich dicht an
dies Prinzip anschließt und sich in einer Weise damit identifiziert,
unveränderlich und damit unsterblich. Sich unveränderlich an die
Vernunft anschließen, heißt, daß es nötig ist, Unabhängigkeit von allen
jenen Kräften zu erlangen, die durch ihre verhängnisvolle und unvermeidliche
Bewegung den Wechsel von Leben und Tod hervorbringen.
Leiden, Meiden und Sterben zu wissen, sind die ersten Geheimnisse,
die uns jenseits aller Leiden, den Lüsten des Fleisches und der Furcht
der Vernichtung stellen. Der Mann, der einen rühmlichen Tod sucht
und findet, hat Vertrauen in die Unsterblickeit, und die universelle
Menschheit glaubt dies mit und für ihn, errichtet Altäre und Statuen
zu seinem Gedächtnis als Zeichen ewigen Lebens.

Der Mensch wird nur Herr der Tiere, indem er sie unterwirft
und zähmt; anderenfalls wird er ihr Opfer oder Sklave. Tiere sind
die Urbilder unserer Leidenschaften, das sind die urwüchsigen Kräfte
der Natur. Die Welt ist ein Schlachtfeld, wo die Freiheit mit der
Trägheit durch den Widerstand tätiger Kraft kämpft. Phj'sikalische
Kräfte sind Mühlsteine; wenn Du nicht Mülier sein kannst, mußt Du
das Korn sein. Du bist berufen, König der Luft, des Wassers, des
Feuers und der Erde zu werden, aber um über diese vier symbolischen
Tiere zu herrschen, muß man sie besiegen und fesseln.

Wer danach strebt, ein Weiser zu werden und das große Rätsel
der Natur zu kennen, muß der Erbe und Räuber der Sphinx sein.
Darum, des-Menschen Kopf, um die Sprache zu besitzen: des Adlers
Schwingen, um die Höhe zu erklimmen; des Bullen Weichen, um die
Tiefe zu durchfurchen; des Löwen Klauen, um sich einen Weg zur
Rechten und Linken, vor und hinter sich bahnen zu können.

Bist Du, der Du Einweihung suchst, gelehrt wie Faust? Bist
Du unempfindlich wie Hiob? — Nein, es ist nicht so. Aber Du kannst
ihnen beiden gleich werden, wenn Du willst. Hast Du den Strudel
schwankender Gedanken überwunden? Bist Du ohne Unentschlossenheit
oder Launenhaftigkeit? Willigst Du ein, Dich nur zu vergnügen,
wenn Du willst, und wünschst Du es nur, wenn Du sollst? — Nicht
unveränderlich, aber es mag zuletzt so werden, wenn Du wählst. Die
Sphinx hat aber nicht nur eines Mannes Kopf. Sie hat auch weibliche
Brüste; kannst Du weiblichen Reizen widerstehen? — Nein, es ist
nicht der Fall. Und Du lachst zur Erwiderung gerade heraus, damit
Deine moralische Schwäche Deiner physischen und Lebenskraft rühmend.
Mag es sein! Ich erlaube Dir, dem Esel von Sterne oder Apulejus zu
huldigen. Ich gebe zu, daß der Esel seine Verdienste hat, er war
Priapus geweiht, wie die Geiß dem Gotte von Mendes. Aber nimm


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