Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 160
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
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noch vorsündflutliehe Ansichten hat. Keiner wird wohl besser als der
Okkultist, der über die Gesetze von Präexistenz und Reinkarnation
unterrichtet ist, diese bedauernswerten Menschen verstehen oder doch
wenigstens ihren heißen Tränen in stiller Privatbeichte Glauben
schenken können. Weißt Du normaler Sinnlichkeitssklave denn, Avas
das Empflndungsieben eines solchen Unglücklichen durchwühlt. Soli
er denn ewig der Paria bleiben? Warum ist er immer der Ausgestoßene?
Weil er schuldlos, aus seiner Naturveranlagung heraus nicht dasselbe
empfindet wie Du? Verhöhnst Du den Farbenblinden, weil sein Auge
nicht die gleichen Farben empfindet wie Du? — Natürlich können wir
nicht maskuline Prostitution konzessionieren. Aber hier hat der Arzt
das erste Wort, nicht der Richter.

Vertraut euch uns an, ihr Ausgestoßenen, wenn wir auch nicht

mit euch das Gleiche empfinden, so wollen wir doch in liebevollem

Verständniß euch den Platz einräumen und mit erkämpfen helfen, der
der euch gebührt: Als gleichberechtigte Menschen.

Der Anlaß zu dem Vorstehenden gab nns ein Exemplar „Der
Freundschaft", dem Mitteilungsblatt des Klubs der "„Freunde und
Freundinnen". An und für sich ist das Blättchen wie auch der Klub
verständlich, aber wenn vorn sexopathologische Fragen mit wissenschaftlichem
Ernst behandelt werden und auf der Rückseite „Gymnasiast,
18 Jahre alt, netten jungen Herrn als Freund sucht", so scheint doch
der ethische Wert sehr in Frage gestellt zu sein. Und so erklären
wir mit den Worten eines originellen Typs von Vereinsmeier: „Das
muß bekämft werden!" Der 18jährige Gymnasiast soll mit
dem auf gleicher Seite inserierenden 19 jährigen Oberprimaner erst
seine Schularbeiten machen. Kalte Bäder sowie etwas körperliche
Arbeit wäre wahrscheinlich für die beiden Jungen zuträglicher als
„ein liebevoller, netter Freund".

Wenn derartige Verirrungen Ausnahmefälle bleiben, so mag man
sich noch damit abfinden, aber so schamlos darf diese Schweinerei ihr
Haupt nicht in die Öffentlichkeit stecken. Es ist schon traurig genug,
daß wir, seitdem die Mehrzahl unserer Männer in Frankreich war, in
unserem Geschlechtsleben, einem natürlichen und selbstverständlichen
Vorgang, allzu „französisch" orientiert sind.

Zu diesem Übel, an dem die Menschheit schon seit Beginn krankt,
und daß die Bibel sehr richtig nennt „Die Pestilenz, die im Finstern
schleicht und die Seuche, die am Mittag verderbt", gesellt sich ein
neuer Blödsinn, der seine schreckenerregende Wirkung ebenfalls bald
zeigen wird. Ein halbwegs normaler Mensch muß tatsächlich staunen,
zu welchem Wahnsinn die Menschheit alles fähig ist. Und es ist nichts
so verrückt, als daß es nicht seine Anhänger und Gläubigen fände.

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