Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 186
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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oder gar als strahlende, leuehtende Lichtgestalt? Überlege Dir das,
Zarathustra, nur ein wenig und Du wirst Dich winden vor Lachen,
wenn Du Dir denkst, daß er, der Erhabene, vor dessen Odem die
Himmel wie ein gewickeltem Tuch entfliehen, um dem Wurme Mensch
zu imponieren, die Maskerade irdischer Macht, irdischen Glanzes anlegte
, oder als leuchtende Lichtgestalt käme. Wie sollte denn diese
Leuchte beschaffen sein? Wie der Sonne Glanz? Dann schon würden
wir erblinden. Welche Ärmlichkeit, welch winziger Glanz wäre aber
der Sonne Glanz gegen ihn? Wie also könnte er nach menschlichen
Verhältnissen seine Größe, die Größe seiner Liebe am besten zeigen?
Indem er klein wurde, niedrig, einer der Armen, Verachteten, Verspotteten
und Verhöhnten, der sich nicht wehrte, sondern duldete und
litt und die Größe seiner unfaßbaren Allgewalt unter die Größe seiner
Liebe zwang.

Durch irdischen Glanz, purpurne Macht, als angreifende
Heldengestalt hätte er alle Menschen schnell um sich gesammelt, auch
die Lauen und Heuchler, auch Deine Sippe, Zarathustra; aber nur
echte wahre Jünger, echte Freunde, die durch seine, irdische Niedrigkeit
hindurch seine Größe ahnten, wollte er sammeln: die starken und
die guten Jesten Willens sind, stark machen. Ein Held im leiden und
ertragen, weil er also handeln wollte. Hast Du mich verstanden,
Zarathustra? Ich sage Dir nicht, daß Christus Gott ist, denn die Zeit
dazu, diese große Frage rein verstandesgemäß, rein wissenschaftlich
zu lösen, ist mir noch nicht gekommen. Ich zeige Dir und allen
Ungläubigen nur, daß derjenige, der nicht mit dem Verstände von
Krähen, Unken, quakenden Fröschen, Eulen und Kamelen denkt, wohl
durch den gesunden Menschenverstand und gerade auch durch die
wissenschaftlichen Errungenschaften der letzten Zeit dazu kommen
muß, das große Rätsel „Der gekreuzigte Gott" etwas vorsichtig zu
behandeln.

Wenn aber Menschen nun meinen, auch leiden zu müssen,
weil „Er" gelitten hat, so ist dies wohl ein verzeihlicher Irrtum —
sicher —, aber gleichzeitig: Ist es nicht eine Anmaßung? Dünkt sich
ein solcher Mensch so stark, daß er meint, wenn er kämpft gegen
alles Böse, gegen alle Niedertracht, daß dann alles Böse sofort vernichtet
würde, und meint der kleine Mensch, aus diesem Grunde eine
passive, leidende Bolle annehmen zu müssen, sobald er sich dem Guten
widmet? Siehe Zarathustra hier liegt ein großer Irrtum in der Auffassung
der Lehren des großen Nazareners. Ich bringe Euch nicht
den Frieden, sondern das Schwert. Kämpfen sollen die Geschöpfe des
Alk, kämpfend vorwärts schreiten. Wohl bringt der Kampf Wunden
— sicher —, aber fröhlich soll der Starke diese Wunden ertragen,
sie heilen wieder, und kämpfend soll er weiterschreiten. Das All und


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