Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 206
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/sphinx_zo_dog/0210
deutlich inne wurde, daß sein bisheriger Körper starr liegen blieb. Er erkannte sie
in immer größerem erschrockenem Erstaunen: Da war seine gütige Mutter, sein
ernster Vater, die sich segnend zu ihm neigten, ein längst verstorbener Jugendfreund
und ein Oheim, dessen Liebling er als Kind immer gewesen war. Und
während er sich staunend von einem zum anderen wandte, nahm er wahr, daß sein
Zimmer, das Haus, die Stadt, der Erdkreis schon lange fern unter ihnen lag, daß es
noch immer in stiller, leise brausender Fahrt weiter aufwärts ging, daß sich die
Fahrt etwas verlangsamte, -r- jetzt sind wir wohl aus der irdischen Atmosphäre
heraus, dachte er —, daß der Oheim nun zurück blieb und endlich, bis zuletzt mit
grüßenden Geberden winkend, verschwand, daß die Erde, vorhin erst noch als
ungeheurer Globus erscheinend, sich immer mehr zur leuchtenden Mondkugel verkleinerte
, daß nun auch sein Jugendfreund zurückblieb und sich grüßend entfernte,
während ihn selbst nun Vater und Mutter bei den Händen faßten, um ihn weiter
empor zu führen.

Bei einem raschen Rundblick sah er auch näher und ferner schattengleich
ähnliche Gruppen von Menschengestalten gleichschnell und langsamer nach oben
ziehen und schweben, — waren das die Gestalten der mit ihm in gleicher Stunde
Gestorbenen? Jetzt gedachte er s ines Freundes Mockentin; zu spät! Es war zu
spät, ihm, wie versprochen, ein Zeichen von seinem Abscheiden zu geben. Leuchtend
war in der Ferne eine ungeheure, strahlende Scheibe aufgetaucht, die näher und
näher kam und endlich unübersehbar unter ihnen lag. Fügenhauer aber fühlte sich
schwerer und schwerer werden, sodaß äugen sichtlich Vater und Mutter auch mit
größter Anstrengung ihn nicht mehr zu halten und weiterzuführen vermochten.
„Herzenssohn, hättest Du anders gelebt!" hörte er seinen Vater sagen, der ihn
zugleich mit segnender Gebärde losließ; „auf Wiedersehen bald!" hauchte bekümmert
und liebreich seine Mutter und schon entschwanden beide höher und höher, bis die
Ferne sie verschlang. Er selbst aber fühlte sich sinken, und um so langsamer, je
näher er der leuchtenden Scheibe kam, und endlich vergingen ihm, wollte es ihm
scheinen, die Sinne.

Ais er wieder zu sich kam, fand er sich auf einer frühlingsfrischen, hellgrünen
Wiese mit abertausenden von leuchtenden Blumen, deren Farben, Formen und Düfte
ihn in Mnderhaftes Entzücken versetzten. Nicht minder leuchteten die in gedämpften
hellen Farben fließenden Gewänder und die Antlitze einiger Menschengestalten, die
er um sich versammelt sah. Nicht weit davon floß stetig und rollte stellenweise
ein Bach durch das Grün, dessen Lauf man leise vernahm; es war aber kein Murmeln
und kein Plätschern, was man hörte, sondern ein gleitendes Tönen, dem Säuseln einer
Aeolsharfe vergleichbar und wie dieses stärker anschwellend und schwächer abtönend.
Fern am Horizont endete der Lauf des Baches in einem See, dessen Fläche himmelblau
herüberglänzte.

Hätte ich das alles geahnt, wie ganz anders würde ich gelebt haben! ging es
ihm durch den Kopf, als die Gestalten, von denen keine der Person nach ihm bekannt
war, ihn begrüßten. Sie sprachen ihn als neuen Ankömmling an, fragten, ob er von
der Sammelstelle des Mondes komme, verwunderten sich und beglückwünschten ihn,
als er dies verneinte, und als er nach dem Verschwinden seiner Eltern, seines Jugendfreundes
, seines Oheims fragte, erfuhr er, daß er sich hier auf einer der zahlreichen
Stufen des Zwischenreichs belinde, dazu bestimmt, daß er sich hier, sehr langsam,
sehr allmählig, durch Einsicht und Läuterung zu höherer Vollkommenheit durchringe,
bis er fähig sei, weiter zu gelangen; dann werde er auch seine Eltern wieder erreichen
können, um mit ihnen und den Genossen ihres Kreises immer weiter empor zu streben.

Ein Neigen und Beugen mit leise klingendem Kauschen ging durch die von
Blütea aller Farben leuchtenden Bäumen, welche die Wiese an einer Seite umgrenzten,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/sphinx_zo_dog/0210