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In Berlin gedeiht diese Auslandspflanze nicht recht.
Sogar der „Berliner Lokalanzeiger" nennt sie mit einem Male
„Radaupatriotismus", und das besagt allerhand.
Radau und Rowdy gehören zusammen.
Wer nun eigentlich die Rowdys waren, die am 7. März 1920 im
„Hotel Adlon" in Berlin die Herren nnd Damen von der französischen
Mission anpöbelten, weil dieselben bei Erklingen des Musikstückes
„Deutschland über alles" sich nicht wie die anderen Gäste von ihren
Sitzen erhoben, und wer im weiteren Verfolg dieser alldeutschen
nationalen Heldentat unter Assistenz eines Prinzen die Fremden mit
Gläsern, Flaschen und Leuchtern bombardierte, das — wird sich wohl
kaum je einwandfrei feststellen lassen. Feigheit und Rowdytum
wachsen auf einem Holz. Der Reichswehrminister Noske, Deutschlands
getreuer Ekkhard, hat den verdächtigen Prinzen Joachim Albrecht
und den Rittmeister von Platen festnehmen lassen. Da diese aber
jede aktive Teilnahme an der Anpöbelung bestreiten und da als einzige
ernsthafte Belastungszeugen zwei Kellner des Hotels auftreten, die
aber kaum als ganz unparteiische Zeugen gelten können, so wird die
Heidentat der Rowdys des Adlon-Hotels voraussichtlich der gebührenden
Würdigung entgehen. Schade!
Im Prinzip freilich hatten die Franzosen Unrecht, denn — bei
.sich zu Hause beanspruchen sie genau dasselbe und in genau so
rigorosen Formen, was der Prinz und seine Begleiter im Hotel Adlon
beanspruchten. Wenn sie gar als „Sieger" ein Ausnahmerecht geltend
machen wollten — wer lacht da? — Fühlen sich denn die Ententeherren
wirklich und wahrhaftig als Sieger? Zehn gegen einen!!
Da wäre wirklich etwas mehr Bescheidenheit am Platze! Dann würde
es auch nicht nötig sein, daß das simple Volk, wie in Bremen, den
Entente-Offizieren, die von einem deutschen Feldgrauen die Honneurs
heischten, handgreifliche Lektionen im Umgange mit „Besiegten" erteilt.
Doch zurück nach Berlin!
*
Der Krieg und das ihm folgende Elend haben in der Tat überraschend
veredelnd auf diejenigen eingewirkt, die sich noch heute, wo
Millionen buchstäblich vor Hunger sterben, in vornehmen Hotels an
köstlichen Speisen und Getränken gütlich tun können und dabei so
üppig werden, daß sie die elementarsten Anstandsregeln vergessen.
Ausgerechnet die Angehörigen derjenigen Menschenklasse, für die
Deutschland nur als Bezugsquelle ihrer — Revenüen in Betracht
kommt und kam, die aber alles übrige fast ausnahmslos aus dem Auslande
bezog, ausgerechnet die exzelliert, nun das Unvermeidliche, die
Zerschmetterung Deutschlands vorwiegend durch sie gelungen ist, die
exzelliert nun im —-Absingen und Herunterschmettern patriotischer
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