Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 258
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/sphinx_zo_dog/0262
Genüge, daß nicht die weiche, flaupienreiche Lagerstatt die Schlafmützigkeit
vertreibt, sondern ein steinigtes Bett. Wenn der kalte
Nordwind durch das zerlöcherte Haus wütet, dann wacht man auf vom
Schlaf, wenn Hunger und Blöße den geliebten Körper schütteln, Verachtung
, Spott und Hohn die weinende Seele in wilder Wut erknirschen
lassen, dann, ja dann verschwindet die Schlafmützigkeit Mit schönen
weichen Worten, im Tone der girrenden Tauben, der jauchzenden Nachtigall
ist euch, ihr Gottbekenner, lange genug Gc>tt und was ihr ihm
und dem Nächsten schuldig seid, verkündet worden, von denen, die
selbst auf schöner warmer Lagerstatt ruhten und in der Gnadensonne
sich wärmten.

Habt ihr auf sie gehört, seid ihr munter geworden?
Nein, nur süßer habt ihr geschlafen, und bewegte euch wirklich mal
etwas, so tröstet ihr euch, daß Menschen keine Engel sind, legtet euch
auf die andere Seite — und schlieft weiter. Seht, jetzt komme ich in
unserer heutigen süßlichen Zeit der wohlerwogenen Worte, der schönen
Phrasen, der vornehm und rücksichtsvoll wirken wollenden, aber der
Feigheit entstammenden Tiraden, komme in der Sprache der „Alten"
als rauher Gesell. Ich reiße euch die Maske der Frömmigkeit vom
Gesicht, breche Löcher in eure schönen Häuser und verkünde euch
statt des weichen Flaums Steine, statt des lieblichen Nachtigallengesanges
eisigen Nordwind und die Gluten der Verdammnis.

Ihr hört meine Sprache, lächelt oder lacht meiner, meint, euer
Haus stünde fest — und schlaft weiter. Ja schlaft, ihr lauen Gott-
bejaher, schlaft, ich wünsche euch Orkane, die eure Häuser in Schutt
und Asche begraben, damit ihr euch unter Tränen und knirschender
Wut neue Häuser baut, aber ja nicht die alten, dann baut euch lieber
Häuser der Gottverneiner. 0, möchten sich recht viele der heutigen
Gottbejaher durch diese Worte getroffen fühlen; diese sind wahrhaftig
noch die Besten.

Sieh, Zarathustra, so rede ich zu denen, die du durch das Gift
deiner Schlange verführt, die Guten, die Frommen nanntest. Du bist
mir lieber als all die lauen gehirnphilisternden Gottbejaher der blökenden
Masse, du bist mir ehrenwerter als all die lauen Gottverneiner der
blöden Masse, du stehst auch höher als all die führenden Geister des
Materialismus und Monismus. In deinem Adler liegt etwas Großes,
ein ehrliches, rücksichtsloses Streben, ein großes Empfinden. Was
kümmert dich Logik, du lachtest ihrer. — Ob mit Recht oder Unrecht
? Sieh, du bist der einzige Materialist, der einzige Gottverneiner,
der bis jetzt wenigstens teilweise logisch aus der materialistisch-monistischen
Weltanschauung folgerte. Sieh, Zarathustra (Nietzsche), du bist
tatsächlich eine der wenigen Gestalten, auf welche die materialistische


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/sphinx_zo_dog/0262