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Auch andere Gehirnteile können verschieden entwickelt sein; so
kann der eine Kopf vorn oben, über der Stirn sehr hoch sein, während
der andere Kopf an derselben Stelle flach und gedrückt erscheint.
Der mittlere Teil des Oberkopfes, senkrecht über den Ohren kann
flach und eingefallen sein, bei den anderen Menschen kann dieselbe
Schädelpartie eine geradezu auffällige Wölbung nach oben aufweisen.
Ferner kann die Schädelpartie, wo sicli der sogenannte Haarwirbel
befindet, auffällig stark entwickelt oder aber auch sehr abgeplattet
sein. Und diese große Verschiedenheit der Entwicklung der einzelnen
Kopfpartien ist vorhanden, trotz des gleichen Unifanges beider Köpfe.
Würden die beiden soeben beschriebenen Menschen weiche Filz-
hütc tragen und diese gegenseitig austauschen und dann aufprobieren,
so würden sie nach einiger Mühe passen. Aber sofort ändert sich das
Bild, wenn es sich um steife Hüte oder gar Zylinderhüte handelt.
Dem einen drückt der Hut über den Ohren, denn er hat einen breiten
Kopf Hinten und vorn dagegen klappt der Hut mit Leichtigkeit auf
und nieder; denn der Kopf ist zwar breit, aber doch l^urz van vorn
nach hinten gemessen. — Des Anderen Hut paßt ebenfalls nicht recht;
denn er sitzt wohl lose über den Ohren, aber er klemmt sich an der
Stirn und am Hinterkopf. Daß «ich das wirklich so verhält, daß die
Köpfe so verschieden geformt sind, ja daß sie manchmal sogar auf
beiden Seiten verschiedenartig entwickelt sind, darüber kann jeder
Hutmacher dem Leser die unglaublichsten Dinge berichten, von deren
Tatsächlichkeit er sich aber überzeugen wird, wenn er sich in die
Tatsachen hineindenkt.
Die Hauptsache ist nicht, daß ein Mensch einen großen Schädel
besitzt, sondern daß dieser Schädel sich in Harmonie befindet mit dem
übrigen Körper und daß dieser Körper ohne Anstrengung fähig ist,
diesen Kopf richtig zu ernähren. Wie oft sieht ma,n Kinder mit
einem riesigen Schädel bei auffällig schwachem Körperbau. Das
Gehirn hat zu seiner Entwicklung dem Körper zu viel Kräfte und
Säfte entzogen, was sich nun an dem allzuschwächlichen Körperbau
bemerkbar macht. Die Folge ist, daß das Gehirn nichts leistet. Denn
es fehlt die geistige Spannkraft, die Ausdauer, das kraftvolle Denken
und Handeln. Ist dagegen der Kopf klein, aber gut proportioniert
und sitzt auf einem kräftigen Körper, dann wird der Mensch trotzdem
gut vorwärtskommen und mehr leisten wie ein Mensch mit großem
Kopfe auf schwächlichem Körper.
Aber stets wird ein Mensch mit einem großen Kopfe in Verbindung
mit einem kräftigen Korperbau Tüchtigeres leisten ^wie-Leute
mit einem kleinen Kopfe. Die Hauptsache ist aber stets die Harmonie
zwischen Kopfbau und Körperbau, überhaupt zwischenJKörper und
Geist; denn das ist die erste Grundbedingung. Durch geeignete
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