Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 293
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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noch ein wenig ob meiner Fehler und Schwächen vor dem
Schicksal — doch es sei, wissend was ich tue, gesagt: so muß ich
das Schicksal herausfordern, die letzte Konsequenz meiner Weltanschauung
ziehen. Vermessenheit wirds mancher nennen und doch
eine brutale Wahrheit als Antwort auf Zarathustras Worte.

Doch glänzender noch soll ich dir, Zarathustra, die Nächstenliebe
zeigen. Sie ist nicht jene frömmelnde, jammernde, muckernde,
humanitätsduselnde, pflaumenweiche Gestalt, als die sie immer hingestellt
wird. Sie ist ein Teil der Liebe, der großen, erhabenen, unfaßbaren
Lebenskraft des Weltalls, eherne, unantastbare Gesetze schrieb sie; die
furchtbare Gerechtigkeit ist ein Teil aus ihr. (Nicht die paragraphen-
schurkende Gerechtigkeit irdischer Gesetze meine ich.)

„Es ist schrecklich in die Hände des lebendigen Gottes zu
fallen" rief ein Erleuchteter, Paulus genannt. Und was gebietet dir,
Zarathustra diese Nächstenliebe, wenn du stark und mutig genug bist,
für dich selbst das Schicksal herauszufordern, wie du ja als problematischer
Übermensch dies tust, Avas gebietet.sie dir für deine Nächsten,
wenn du den schweren Kampf predigst und dadurch das pflaumenweiche,
bequeme Lager verwirfst und vorerst für dich selbst Prüfungen und
Schicksalsschläge, Kummer und Not als deines Fortschritts wichtigste
Faktoren erkannt hast? „Liebe deinen Nächsten als dich selbst!"
Nun dann mußt du — sieh Zarathustra, wieder eine brutale Wahrheit
der Nächstenliebe — für deinen Nächsten dasselbe wünschen, wenn
du es in seiner Entwicklung als dienlich erkannt hast und ihm nicht
anders zu helfen ist. Auch sagen darfst du es ihm, wenn du Nächstenliebe
übst.

Ja, ist dein Nächster ein Hallunke, ein Schuft, häuft er
fortwährend Böses auf Böses und zwar so raffaniert, daß ihn die unvollkommene
irdische Justiz nicht zu fassen vermag oder nicht fassen
will, dann mußt du ihn bekämpfen mit Wort und Tat, mit festem
zähem Willen, solauge, bis du ihn zu Boden getreten hast und wenn
es deine ganze Erdenexistenz gelte.

Denn er ist mein und meines Nächsten Feind, weil er der Feind
des Guten ist und die echte Nächstenliebe bedingt den Kampf gegen
ihn, gegen das Böse. Siehe, gerade ein derartiger Kampf bringt vorerst
viel Prüfungen und Mißgeschicke, doch bleibe zäh, ausdauernd,
und der Sieg ist dein, wenns auch der Jahre noch so viele dauert.
Und keine Phrase, keine Phantasie sind derartige Kämpfe, wie die
meisten deiner Worte, Zarathustra, es sind Kämpfe des realen,
nüchternen Menschenlebens, viel des „heißgeliebten" Mammons, ja
schließlich alles muß man dabei opfern. Man wird dabei noch verhöhnt


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