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Skrupel noch Zweifel und fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel.
Aber trotzdem ist dieser Zustand durchaus kein beneidenswerter;
denn habe ich die Furcht verloren, so ist mir auch alle Freude entrissen
. Es ist eigentümlich, der Mensch lebt in Gegensätzen. Zwar
bilde ich mir trotz alledem durchaus nicht ein, etwas Besonderes zu
wissen, % obwohl ich über die armseligen Formen der Allgemeinheit
längst heraus bin. Bilde mir auch nicht ein, ich könnte irgend etwas
lehren, die Menschen zu bessern und zu bekehren, denn wer die innere
Reife nicht erlangt hat, dem fehlt da» Aufnahmeorgan. Und dieses
Organ muß durch weitS Entwicklungswege erworben werden.
Auch-habe ich w^der Gut noch Geld, noch Ehr' und Herrlichkeit
der Welt. Mich selbst stört die A*mut zwar nicht, aber dafür die
Anderen destomehr. Ach, manchmal amüsiert mich sogar, wie, die
giften Menschen mir aus dem Wege gehen, weil ich ein armer Teufel bin.
Von den äußeren Verhältnissen ganz. abgesehen — die innere
Leere, die Ungewißheit über die einfachsten Fragen des Lebens und
Sterbens vergällen mir alle wirkliche Freude. Es möcht kein Hund
so länger leben, darum habe ich mich der Magie ergeben. Die Eingeweihten
reden und schreiben da so allerlei, — vielleicht wird mir
durch Geistes Kraft und Mund manches Geheimnis kund. Es wäre
dies eine Erlösung, dann brauchte ich doch nicht mehr mit saurem
Schweiß zu erklären, was ich selbst nicht weiß. Aber nicht nur für
die Anderen wünsche ich mehr zu wissen, was kümmern mich die
Anderen. Ihre Anerkennung wie ihre Ablehnung gehen an mir vorüber.
Meine eigene hungernde und dürstende Seele sehnt sich nach Erquickung
, damit ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält
. Dann schau ich alle Willenskraft und ihre letzte Ursache und
brauche nicht mehr in Worten zu kramen. Es ist mir schon läugst
zuwider, Worte zu vergeuden, wo die Begriffe fehlen.
0 sähst du voller Mondenschein zum letzten Mal auf meine Pein..
Du irdisches Abbild des Geistigen,, du Kraftquelle zur Umgestaltung
unseres materiellen Denkens zum ^geistigen Fühlen, komm doch, zieh'
in mich ein, vollende dein Werk, gib mir deine Potenzen, daß ich mir
meines inneren Lebens bewußt werde. So manche Mitternacht habe
ich an diesem Pult arbeitend erwartet und über Büchern und Papier
geglaubt iii dich eindringen zu können. Trübselig blicktest Du,
Freund, ob meines Unverstandes auf mich nieder, du erschienst mir in
's . • •
deiner ganzen Schöne, um auf mich einzuwirken, doch ich konnte dich
nicht verstehen. Ach könnt ich. doch auf Bergeshöhen der klaren Erkenntnis
und unbeschränkten Freiheit in deinem lieben Lichte gehen,
um Bergeshöhle mit Geistern schweben und in den gestaltenden Leib
der immer neu gebärenden Mutter Ei$e schauen, auf Wiesen in deinem
Dämmer weben und teilnehmen als tätiges Glied der schaffenden
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