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Wissenschaftliche Menschenkenntnis.
Eine Einführung In die Carl Huter-Lehre.
Von Artkur Lep el,
Leiter der Carl Huter*Loge, Augsburg.
Es besteht, wohl kein Zweifel darüber, daß von allen Geisteswissenschaften
die wissenschaftliche Menschenkenntnis bis jetzt am
allerwenigsten geübt und gepflegt wird, und daraus entspringen nun
öicht nur, für den Einzelnen, sondern auch für das Gemeinwesen, für
Familie, Gesellschaft und Staat oft schmerzliche Enttäuschungen,
Irrtümer und Mißgriffe aller Art. Wir wollen hier noch gar nicht an
die tiefe Not unseres Volkes denken, in die es nicht zuletzt durch
gänzlich unfähige Köpfe und durch einseitige, verrannte Fanatiker des
alten und neuen Regimes hineingeführt worden ist. Jeder einzelne
- Mensch mußte wohl schon wiederholt die Erfahrung machen, daß er
von seinen Mitmenschen unglaublich ausgenützt, l|intergangen und enttäuscht
wurde, weil er ihnen zu viöl Vertrauen schenkte; weil er zu
, wenig Menschenkenntnis besaß, um ihren Charakter, ihre wirklichen
Absichten r§.seh und klar zu durchschauen. Die Enttäuschungen, die
sich auf .mangelnde oder zu wönig geübte Menschenkenntnis zurückführen
lassen, sind unzählig und deshalb sei auch mal in den Spalten
dieser Zeitschrift, die ja ganz besonders für die geistige Förderung
der Menschheit eintritt, der nachdrückliche Ruf nach weitester Verbreitung
wissenschaftlicher Menschenkenntnis et lassen. *
Was heißt nun wissenschaftliche Menschenkenntnis?
Menschenkenntnis besitzt ja jedermann in größerem oder geringerem
Grade; sie kann auf angeborene Fähigkeiten, auf Erfahrung und auch
auf wissenschaftliches Studium zurückzuführen sein und besonders mit
letzterer wollen wir uns heute beschäftigen.
Wissenschaftliche Menschenkenntnis beruht im Gegensatz zu den
beiden anderen Arien auf Beachtung und Erforschung der äußeren
Merkmale des Körpers, des Gesichtes, der Gesichtsorgane, des Kopfes,
der Ausdtucksbewegungeai wie Gang, Mimik, Handschrift usw, und ist
auf Erfahrungen von vielen Jahrhunderten, ja man kann schon sagen
von Jahrtausenden zurückzuführen. Schon in der Bibel heißt es in den
Sprüchen Salomonis: „Den Menschen erkennt man an seinem Gesichte
und. ein Verständiger seinen Nächsten an dessen Gebaren."
Die angeborene Menschenkenntnis läßt sich auf das natürliche
Empfinden des Menschen zurückführen. Der Mensch kann nicht sagen,
warum ihm der* oder jener nicht gefällt, er fühlt sich hingezogen oder
abgestoßen, ohne die Ursache zu erfassen. Und hier sind es besonders
die frauen, die den Männern infolge ihres Feingefühls oft weit überlegen
sind. Gegen das Urteil einer fein empfindenden Frau kann oft
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