Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 365
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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der beste wissenschaftliche Menschenkenner, der schärfste männliche
Verstand nicht aufkommen. Und deshalb sagt unser Dichter Sehiller
nicht mit Unrecht: „Wo es nicht liebt, hat schön gerichtet das Weib."

Die erworbene Menschenkenntnis beruht vor allem auf dem
dauernden Umgang mit Menschen aller Art, und ist Kaufleuten,
Geschäftsreisende**, Kellnern usw. eigen. Diese Leute taxieren vor
allem d|s Äußere, die mehr oder weniger vornehme Kleidung, das
Auftreten, um danach zu beurteilen, in welchem Grade der Betreffende
als Käufer, als Kunde oder als „Trinkgeldgebender" in Frage kommt.

Die' wissenschaftliche Menschenkenntnis ist, wie gesagt, keine
Erscheinung des letzten Jahrhunderts, sondern schon so alt wie die
Menschheit selbst. Schon die alten Inder verfügten in ihren Priesterkasten
über streng geheimgehaltene Regeln der Menschenbeurteilung,
von denen jedoch Einzelheiten nicht bekannt geworden sind.

Der griechische Philosoph Aristoteles — im 4. Jahrhundert
vor Christus — schrieb wohl als erster ein eigenes Buch „Physiogno-
monica", das in sechs Kapiteln alle seine Beobachtungen ivhd Erfahrungen
über Menschen und deren Charakter enthielt. Seine Darstellung
war jedoch für uns moderne Menschen etwas naiv. Er
•verglich nämlich die Menschenköpfe mit Tierköpfen und schloß von
den bekannten Eigenschaften der Tiere auf die der Menschen, eine
Anschauung, die auch später wiederholt aufgetaucht ist.

Der römische Arzt Galen (131 bis 200 n. Chr.) widmete dem
Studium der Menschen ebenfalls große Aufmerksamkeit. Er hatte sich
u. a. besonders den Augen zugewandt und bezeichnete z. B; große
Augen für den Ausdruck löblicher Eigenschaften, während er kleine
Augen für ungünstige Zeichen hielt.

In den ersten christlichen Jahrhunderten^ ist nun auf diesem
. Gebiet nicht viel geleistet worden. Erst Albertus Magnus, der berühmte
Bischof von Regensburg, soll einen Kopf gezeichnet haben, in
dem er als erster dem Denkvermögen einen bestimmten Platz auf der
Vordlerstirne einräumte.

Im Jahre 1562 veröffentlichte Ludbvico Dolci in Venedig
eipe Einteilung, di§ man als die erste phrenologische bezeichnen kann.
• Er nahm schon ganz bestimmte Provinzeir oder Zonen des Gehirns an,
in denen bestimmte geistige Fähigkeiten ihren Sitz haben sollten.
Aber seine Angaben beruhten nicht auf organischen Forschungen,
sondern auf leeren philosophischen Spekulationen, die damals die ganze
wissenschaftliche Welt beherrschten.

Der neapolitanische Bildhauer B a p t i s t a d e 11 a Porta, der
ungefähr lim die gleiche Zeit lebte, trieb ebenfalls Studien in dem
Sinne, daß er wie Aristoteles die Menschen mit Tierköpfen, verglich.


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