Freiburger historische Bestände - digital

Vision.

i

Aus den Tagen der Agadir-Affaire.
von Ericli W. Eiland.

I.

Noch kündet nichts des Tages Nähen,
Kein Morgenrot flammt jtuf am Horizont.
Still, regungslos liegt über allem Land,
Die Nacht mit ihrem Sterngewand.
In Tieflandfernen liegt die Stadt
Verdunkelt, ohne Lichterglanz,
Und ihrer Arbeit ernste Melodie
Schläft mit der Faust, die ihr gebietet
So ahnungslos. „Führwahr, es ist geschlagen,
Verblendet ist das Volk in seinem Wahn!"
So sprach er, Sidus, der die Sterne deutet,
Und wieder ging sein Blick hinauf zum Wagen,
Las Völker-Schicksal in der Sterne Bahn.
Und prüfend überschaut sein meisternd Auge
Des Zirkels Werk noch einmal auf dem Tisch: —
„Vergebens ist's — hier steht es fest geschrieben
Es kann nicht anders sein — ungünstig endet,
Was diese schlimme Kunde wird gebaren.
Die Fische haben sich zum Hass gewendet —
Verwirrung, Zwiespalt, Kriegsgefahr und Sturz
Von Staatenlenkern wird Europa schauen.
Noch seh' ich keine Lösung der Geschichte
Und schwer entwirrbar ist der Fäden Knoten,
Der leicht geschürzt von mächtigen Parteien.

IL

Wo die brandende Woge die Küste bespült,
Fliegender Schaum den dürstenden Felsen kühlt,
Wo der Hochatlas klimmend strebt himmelan,
Leuchtend maurisches Bauwerk grüßt zum Ozean,
Hat Deutschlands Flagge schwarz—weiß—rot
Bedeutungsvoll welschem Blut gedroht*).
Nächtliches Dunkel hüllte das Lies und schwebte
Zagend noch um des Gebirges Haupt. Da bebte
Plötzlich, als der Glutball sich erhob,