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Das verschlossene Land und es zerstob
Vorm Schritt des Lichts die Dunkelheit.
„Kultur* —* so-hieß dio neue Zeit!
„Säulen des Herkules -—4lange wo|il habt ihr gewacht,
Morsch und verwittert stürztet ihr über Nacht.
Ringsum dunkles Gewölk ballt euer Fall,
^Veekt in Europa klirrenden Widerhall".
„Entbiete, Marokko,.deinen Gruß!
Hier setzt der Deutsche seinen Fuß!" —-
Still, wie verzaubert, lag vor uns das reiche Land.
Lockte auch nicht der Ströme silbernes Band,
Tat's manch' Getreidefeld, manch' Olivenhain,
Der Krystalle und Erze güldener Schein.
•So hoffend und träumend kreuzten wir
Und zeigten die Flagge Agadir. f
III.
Dort drüben tief im Vaterland
Ein Hüttlein an dem Berghang stand.
Darinnen lebt ein greises Paar
Schon an die zweiundvierzig Jahr.
Der Alte — zwar nicht allzu reich —
Spricht doch zuweilen wie ein Buch,
Zumal, wenn es die Rede gibt,
Wie manche Schlacht er mitgewonnen.
Sein Enkel, der den Kriegssturm liebt,
Kann nie genug davon bekommen.
„Großvater" — sßrach er jüngst im Wissensdrange,
,?Das Land, von dem Du auch eyzähltest, wo lange
Ein deutsches Kriegsschiff an der Küste ist —
Nicht wahr, das wird doch unser werden?" —
— „Mjein Sohn, wohl dem, der es vergißt!
Dir mag es den Charakter härten.
Zwar war ein Krieg ein Unheil wohl gewesen,
Jedoch durch unsrer Söhne Opferblut
Wär unser deutsches Volk vielleicht genesen
Von Zwiespalt und verlornem Glaubensmut.
Du aber, meiner Scholle Erbe,
Sei stark in Dir; in eigner Kraft!
Du brauchst nicht- Macht auf fremde Erde,
Im Engbegrenzten wohnt die Kraft!"
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