Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 378
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Bildung von heute.

Vo6 Dr. E. Q. R a s s e r.

. * ' (Nachdruck verboten.)

* „Bildung heißt, sich mit "jedem Menschen auf

• .< . den Ton setzen zu können, dessen Zusammen-

" klang mit dem eigenen einen Wohllaut gibt."
\ • (Bodenstedt.) '

Wie sich doch der Begritt, den wir mit manchen Worten verbinden
, ändert! Oder eigentlich* besser gesagt, er bleibt derselbe,
nur wir, . Kinder späterer Generationen, fassen nicht pehr den Sinn
der Worte. Wir legen in ihre Schale, deren feines~Gt>ld durch den-
Gebrauch zwar abgenutzt, aber noch immer von hohem Wert ist, einen
anderen, oft yiel nichtigeren Inhalt.

Eines der schönsten Gemälde in Goethes unsterblicher Idylle ist
jenes,« das uns Hermann und Dorothea vorführt, wie sie eben die
Stube ihrer Eltern, der Wirtsleute vom „Goldenen Löwen", betreten.

„Aber die Tür ging auf, es zeigte das herrliche Paar sich,
Und es erstaunten die Freunde, die liebenden Eltern
erstaunten.

Über die Bildung der Braut, des Bräutigams Bildung
vergleichbar."

Die" Tür ist fast zu niedrig, um die beiden hochgewachsenen
Menschen in ihrem Rahmen aufzunehmen. Und aus den Augen
Hermanns glänzt männlicher Mut und Freude über die niedergekämpfte
Leidenschaft, die ihn, an die Seite des ^geliebten Mädchens durch den
Weingarten wandelnd, fast unterjocht hätte. Und in den Blicken des
Mädchens liegt der ganze Stolz reiner Jungfräulichkeft und zugleich
die ganze Liebe, die das Weib dem Manne der Wahl entgegenbringt.

Und so stehen sie da vor den Eltern und den beiden Hausfreunden
, edel von Wuchs; die Anmut des Herzens und die ernste
Kraft des Willens spiegelt 'Sieh in der Haltung des Körpers und in den
Zügen des Gesichtes ab. —

Die liebenden Eltern erstaunten über „die Bildung der Braut,
des Bräutigams Bildung vergleichbar". ' .

Das Wort „Bildung" bedeutete noch für Goethe die äußere
Gestalt, natürlich nicht bloß als Produkt der Physis, sondern auch als
.Träger der inneren Qualitäten, — der »ganze Mikrokosmus eines
Menschen, wie er sich dem denkenden Beobachter schon beim ersten
Anblick darbietet.

Goethe, dessen apollinische Schönheit alle Herzen gewann und die
eigene Mutter zu einem Jubelruf des Entzückens hinriß, als sie den
Sohn im schönen Faltenwurf des Mantels über die spiegelnde Eisfläche


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