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welchem er das Leben im eignen, armen Lande dem Reisen in
die Fremde vorzieht. //Es geht mir", so schliesst er, //wie dem
//Moschus; ausserhalb eures Landes dufte ich; bei euch würde ich
//zu Grunde gehen (verduften)"x). Die spätere Legende lässt ihn
zuerst nach Baghdad reisen, dann aber, nachdem ihm eine Gesandtschaft
entgegen gekommen, in deren Gefolge sich gefesselt Löwen
befinden, mit dem Ausrufe zurückkehren: ich gehe nicht in ein
Land, wo Löwen gefesselt werden! Wozu aber die herausfordernde
Verwegenheit, wenn er in seinem armen Lande ruhig zu bleiben
wünschte? Das Räthsel löst sich einigermaassen durch die Mittheilung
eines Schriftstellers aus Jemen s), Qatädah habe sich eifrig
für die gerade in seinen Tagen in Südarabien emporgekommene
zaiditische Dynastie des Hasaniden al-Mancür bemüht. Schriten zai-
ditischer Farbe trieben seit Jahrhunderten in Jemen eine erfolgreiche
Propaganda; 1197 gründete ein //Imäm" von hasanidischem Stamme
hier ein zaiditisches Reich und schickte Gesandtschaften mit der
Bitte um Hülfe an die Parteigenossen bis in die entlegensten
Länder 3). Die Meisten antworteten selbstverständlich mit den besten
Wünschen und mit Geldsendungen; von Qatädah heisst es aber,
er habe energisch die Interessen des Imäms verfochten. Soviel ist
aus Qatädah's Worten und Handlungen klar, dass er alle auswärtigen
Beziehungen nur als Mittel zum Zwecke seines westarabischen
Königreichs betrachtet hat. Wahrscheinlich hat er einen Augenblick
geglaubt, das neue Imämat von Qancä könnte auf der Weltbühne
eine Stellung neben Egypten und cIräq erobern, und dann wäre
ihm natürlich kein Oberherr lieber gewesen als dieser stammver-

1) ME 123—4, OT (D) 125; der Aalass zum Gedichte ist bei IA XII: 261 ein wenig
anders; an der Hauptsache ändert das aber nichts.

2) M». Leid. 1956, II: fol. 11 r° (citiert in Landbergs Katalog, S. 67 f.); vergl. OT
(D) 166; IA XII: 113.

3) Die jemenischen Schriftsteller überschätzen wohl manchmal die Bedeutung der politischen
Geschichte ihrer Heimath für das Ausland. Ich besitze eine Handschrift über
die Geschichte Jemens im lOten Jahrh. II., der als Anhang zwei von den vielen Sendschreiben
des Imams al-Mnajjad beigegeben sind, welche er an den persischen Schah
Abbas und an die Scherife von Mekka schickte, um Beide zur Mitwirkung gegen die

Türken anzutreiben. Man kann sich denken, dass keiner von diesen Fürsten sich im Geringsten
durch solche Einladungen bestimmen Hess.


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