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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/stadt_und_herren1888/0170
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sind, Ibn Abd el-Wahhäb hat den Gegensatz zwischen dem alten
und dem modernen Islam vorzüglich in zweierlei Hinsicht erfasst.
Der Luxus und die daraus entspringende Unsittlichkeit stehen in
grellem Widerspruch mit der dem Qurän zu Grunde liegenden
Lebensanschauung; wird dem Menschen ein neues Genussmittel
bekannt, so tritt der Islam demselben regelmässig zunächst feindlich
entgegen. Wenn aber das Uebel einmal allzu weit um sich gegriffen
hat, so fangen die Gelehrten an zu paktieren: den Taback
z. B. haben sie zuerst verdammt, später jedoch für erlaubt erklärt.
Unser Reformator wollte von solchen, im Namen der heiligen Wissenschaft
gemachten , Zugeständnissen nichts wissen; da nun in
seiner Umgebung gerade der Taback das üblichste Genussmittel
war, so hat sich sein Verdammungsurtheil über den modernen Luxus
am Greifbarsten in seiner Verpönung des Tabackrauchens offenbart.
Wo er mit städtischer Kultur in Berührung kam, erstreckte sich
sein Rigorismus in gleichem Maasse auf die Musik, den Gebrauch
von Seide, Gold und Silber zur Kleidung und zum Schmuck der
Männer und ähnliche in muslimischen Ländern angenommene Unsitten
. Das Andere, das seinen religiösen Eifer erregte, war die allenthalben
eingeschlichene Beeinträchtigung des quränischen Monotheismus
durch den Heiligenkult. Die Anrufung von Propheten
und Heiligen um ihre Vermittlung bei Allah bildet namentlich bei
Ungelehrten die Brücke zur Vielgötterei; die Gelehrten, welche jene
für erlaubt erklären , leisten dieser Vorschub. Gottesgesandte und
Fromme können uns nach ihrem Tode weder nützen noch schaden;
nur Allah lebt und stirbt nicht. Vom Teufel sind also die unzähligen
Grabkuppeln, nach denen die Muslime pilgern, als wohnte
Gott darin; entweiht wird Muhammeds heilige Stadt Medina durch
den Kult des Grabes des Propheten und seiner grössten Genossen.
Zur Reinigung des Islam's ist die Ausrottung solcher heidnischen
Bräuche und Gegenstände erforderlich; man muss aber auch dem
Uebel die Wurzel nehmen. Die Wurzel ist die formelle Unwahrheit,
dass man die göttliche Offenbarung nur durch gewisse Vermitte-
lung verstehen könne, ist mit einem Worte die Lehre von der
Autorität der vier orthodoxen Riten. Somit ist die Grundlage der


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