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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/stadt_und_herren1888/0207
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Sultan zum Grossscherif ernannt, und dieser nahm die Huldigung
der Beduinenhäupter und Städter entgegen. Nach Ansicht vieler
Mekkaner hoffte der Wäll wirklich, seinen Freund Abdüah als
Fürsten bei sich zu behalten und zu bewirken, dass der muth-
maassliche Thronfolger, der in Konstantinopel befindliche ältere
Bruder cAunbeim Sultan bleibe. cAun wurde aber angestellt,
und Abdilah musste sich in Stambul mit den üblichen Titeln und
dem Sitze im Medjlis es-Schöra begnügen.

cAun ist noch nicht ganz fünfzig Jahre alt; von seiner persönlichen
Erscheinung kann man sich nach meiner photographischen
Aufnahme eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, dass der
Scherif anstatt des schweren, unbequemen, mit Orden behängten
Ehrenkleides in der Stadt immer eine einfache, schwarze oder doch
dunkelfarbige, dünne Djubbah trägt, auf Reisen im Inneren trägt er
die Kopfbedeckung der vornehmen Beduinen: das Kopftuch {Cemädah)
mit dem Bande (^Aqäl)*). Wie beinahe alle Scherife aus fürstlicher
Familiein acht er im Empfangssaale und im Diwan den Eindruck
eines feinen Edelmannes, dem die edelsten Formen zur Natur geworden
sind. In der Verwaltung seines Hauswesens soll er etwas
tyrannisch und launisch sein; auch strebte er wenigstens bis 1885
in keiner Weise nach Popularität. Nur am Freitage empfing er
allgemeinen Besuch, aber jedermann wusste, dass eine beschränkte
und auserlesene Anzahl ihm erwünscht war und dass die Besprechung
nicht von ihm selbst angeregter, zur Verwaltung gehörender
Gegenstände ihn verstimmte. An andern Tagen war er ausser für
Freunde und Bekannte fast unzugänglich; es gab während meines
Aufenthalts z. B Leute aus Täif, die nur dazu nach Mekka gekommen
waren, seinem Urtheil eine Frage zu unterbreiten, aber
sechs Monate vergeblich auf eine Audienz harrten. In gewissen Kreisen
erzählte man sich, seine religiösen Ansichten seien gar nicht
unbedenklich, er sei ein //Failasüf', d. h. eine Art Freidenker.
Solche Urtheile bilden sich nur über Scherife, die zurückgezogen

1) Stammt. III, 66.

2) Zu den Merkmalen der städtischen Scherifenkleidung gehört der aus dem Turban
heraussteckende Zipfel, den man auf den Bildern der Scherife im Bilderatlas beobachten kann.


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