Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., U 4491,m
Thedinga, Eddo
Einstein und wir Laien: Wege zu einer neuen Licht-Theorie
Leipzig
Seite: 47
(PDF, 17 MB)
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— 47 —

Wie will man z. B. in dem Falle, wo aus verschiedenen Höhen
des Schornsteins gleichzeitig Steine fallen gelassen werden, wo also
die Steine während ihres Fallens ihren gegenseitigen Abstand
vergrößern, da ja auf jeden unteren Stein wegen seiner
größeren Nähe zum Gravitationszentrum die Schwerkraft intensiver
wirkt als auf jeden oberen, wie will man in diesem Falle die Schwerewirkung
sich ersetzt denken durch ein in entgegengesetzter Richtung
beschleunigt bewegtes System? Denkt man sich die von verschiedenen
Höhen herabfallenden Steine durch Gummifäden untereinander
verbunden, so würden diese Fäden während des Fallens aus den oben
besprochenen Gründen eine wachsende Spannung erleiden. Daß
sich eine gleiche Erscheinung in einem beschleunigt bewegten System
nicht einstellen wird, liegt auf der Hand.

Wenn Einstein gleichwohl beide Fälle als äquivalent behandelt,
obwohl ihm unsere so an der Oberfläche liegenden Einwände keineswegs
entgangen sein können, so kann er es doch nur auf Grund einer
bewußten Ungenauigkeit getan haben. Er muß also die Fiktion
gemacht haben, als ob das Annäherungsgesetz, wonach auf der Erde
alle Körper als mit gleichförmiger Beschleunigung fallend betrachtet
werden können, prinzipielle Gültigkeit hätte.

Proportionalität zwischen der Trägheit und Schwere besteht
doch in Wirklichkeit nur immer an demselben Orte. Von
einer Gleichwertigkeit eines beschleunigt bewegten Systems mit
einem im Schwerefeld ruhenden kann also nur unter einer gewissen
hierdurch bedingten Einschränkung die Rede sein; so wird sie z. B.
bestehen bezüglich des Druckes, den Körper auf ihre Unterlage ausüben
, und bezüglich der hiermit in Verbindung stehenden Erscheinungen
.

Einstein behandelt jedoch, wie es uns scheint, Trägheit und
Schwere schlechthin als proportional ohne Rücksicht darauf,
daß beim freien Fall die Schwere des Körpers dauernd wächst. Nur
auf Grund der Fiktion, daß der Körper seine Schwere während des
Fallens nicht ändere, daß, mit anderen Worten, eine konstante
Kraft auf ihn wirke, während in Wirklichkeit diese Kraft ständig
zunimmt, also nur auf Grund der Fiktion, daß der fallende Körper
eine prinzipiell gleichförmige Beschleunigung erfahre,
kann Einstein die Schwerewirkung als durch ein unter dem Einfluß
einer konstanten Kraft stehendes, also gleichförmig beschleunigtes
System ersetzbar erklären. Wenn die bisherige Mechanik
den Satz von der Gleichheit der schweren und trägen Masse zwar
registriert, aber nicht interpretiert hat, so scheint uns
dies gegenüber der dem Satz von Einstein gegebenen Interpretation
kein Nachteil zu sein.

Trotz aller geschilderten Bedenken wollen wir gleichwohl das
Äquivalenz-Prinzip einmal als berechtigt anerkennen, um den wei-


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