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teren sich hierauf stützenden Ausführungen Einsteins folgen zu
können.
Unser Kasten möge sich einem von einem Fixstern ausgehenden
Lichtstrahl, und zwar einem solchen, dessen Richtung parallel der
Kastenebene verläuft, nähern- Dieser Lichtstrahl wird, wenn er
durch ein Loch in einer Wand in den Kasten eingedrungen ist, die
gegenüber liegende Wand an einer Stelle treffen, die etwas tiefer liegt
als das Loch, da sich ja der Kasten in der Zeit, während welcher der
Lichtstrahl den Kasten durchquerte, nach oben bewegt hat. Da diese
Bewegung eine beschleunigte ist, so wird der Lichtstrahl dem Beobachter
im Kasten gekrümmt erscheinen. Hieraus schließt dann Einstein
, unter Berufung auf das Äquivalenz-Prinzip, daß Lichtstrahlen
auch in Gravitationsfeldern eine Krümmung erführen.
Die Richtigkeit dieser Schlußfolgerung ist durch die Erfahrung
scheinbar bestätigt worden. Anläßlich einer Sonnenfinsternis hat man
beobachtet, daß von Fixsternen kommende, das Gravitationsfeld der
Sonne passierende Lichtstrahlen nach dieser hin gekrümmt wurden.
Diese Krümmung selbst hat man natürlich nicht sehen können, sondern
schloß auf ihr Vorhandensein aus der Tatsache, daß man die betreffenden
Fixsterne in einem etwas weiteren Abstände vom Sonnenrand
sah, als ihrer wahren Entfernung entsprach.
Nach der von Einstein vertretenen Lichttheorie ist der Vorgang
der Lichtausbreitung unabhängig von dem Bewegungszustande
irgendeines Körpers. Mit dem Augenblick seiner Entstehung ist
jeder Lichtstrahl nicht nur bezüglich seiner Geschwindigkeit, sondern
auch bezüglich seiner Richtung festgelegt. Bildet nun ein solcher,
sich beziehungslos im Raum ausbreitender Lichtstrahl mit dem Seil,
an welchem das geheimisvolle Wesen den Kasten hochziehen soll,
einen rechten Winkel, so läuft er, da das Seil auf dem Kastendeckel
senkrecht steht, zur Ebene dieses Deckels parallel. Diese Parallelität
wird so lange bestehen bleiben, als sich Lichtstrahl und Seil im rechten
Winkel schneiden. Da dies bis zu dem Augenblicke der Fall ist, wo
die Deckelebene diesen Schnittpunkt erreicht, so ist nicht einzusehen,
wie von einer Krümmung jenes Lichtstrahles relativ zur Deckelebene
die Rede sein kann.
Ein Physiker, der diesen Lichtstrahl von einem anderen Weltkörper
aus, der vom Fixstern aus gerechnet hinter dem Seil liegt,
beobachtet, der wird ihn offenbar auch bis zur größten Annäherung
an den Kastendeckel stets in derselben Richtung sehen. Und hier
haben wir doch offenbar diejenige Versuchsanordnung vor uns, die
den erwähnten astronomischen Untersuchungen gelegentlich der
Sonnenfinsternis entspricht.
Wir könnten also den Einwand, daß eine Krümmung des Lichtstrahles
relativ zum Kasten dann zustande käme, wenn er z. B. durch
ein Loch in der Kastenwand in das Innere des Kastens eindränge, mit
Recht zurückweisen mit dem Hinweis, daß er Bedingungen schafft, die
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