http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/thomas1896/0009
Einleitung.
Wenn man den Entwickelungsgang der Phthisiotherapie
in den letzten 25 Jahren verfolgt, so läfst sich erkennen, dafs
die zuerst durch Brehm er systematisch mit grofsem Erfolg
durchgeführte hygienisch-diätetische Behandlung immer allgemeiner
Anerkennung gefunden hat. Die auf die grofse
Entdeckung der Tuberkelbacillen durch Rob. Koch folgende
medikamentöse Behandlung, sei es mit Kreosot und Kreosotal,
oder Guajakol und Guajakolkarbonat, Solveol, Lignosulfit,
Essentia Menthae piperitae, Perubalsam, mit Tuberkulin und
Tuberkulocidin,Maragliano'sTuberkuloseheilserum, kantharidin-
saurem Kali, Zimtsäure u. a. Mitteln, ist eigentlich nur vorübergehend
gewesen, oder hat sich nicht einbürgern können.
Sicherlich ist man in dieser Hinsicht von übertriebenen Erwartungen
zurückgekommen. Aber während Brehm er und
seine Nachfolger anfangs mehr aktiv gegen die Phthisis
vorgingen, indem sie Atmungsgymnastik, kalte Dusche, reichlichen
Alkohol und Überfütterung anrieten, hat in der letzten
Zeit eine viel vorsichtigere Anwendung platzgegriffen. Vor
15 oder 20 Jahreu glaubte man an übermäfsiger Ernährung,
mit häufigen und auch länger dauernden kalten Duschen, mit
Lungengymnastik durch Atmungsübungen und Bergsteigen
nicht genugthun zu können. Mehr und mehr ist man von
diesem Standpunkt zurückgekommen, und wie schon im
Altertum empfiehlt man heute wieder neben dem ausgedehnten
Genufs der freien Luft Schonung und Ruhe als wichtigste
Mittel der Behandlung der Phthisis.
Wennschon ich in den 24 Jahren, während welcher ich
nun in Badenweiler, zumal auch auf dem Gebiet der Phthisis-
behandlung, Erfahrungen gesammelt habe, mich unmöglich
der gerade herrschenden Richtung gegenüber ganz abweichend
verhalten konnte, so mufs ich doch sagen, dafs ich stets
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