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ist nach hinten gerichtet, wie bei der aufrechten Stellung; eine Richtung
, die von der Beckenneigung abhängt. In sitzender Stellung
dagegen, wo das Balancement des Rumpfes auf den Sitzknorren stattfindet
, erhebt sich die Symphyse so bedeutend, dass die conjugata fast
horizontal steht; und damit in Zusammenhang erhält der After eine
Richtung direkt nach abwärts. Oberhalb der Endkrümmung liegt eine
Querfalte, in der Höhe der Steissbeinwirbel, der Anfang der von Kohl-
rausch beschriebenen valvula recti Weiter nach aufwärts geht allmählich
das rectum nach links hinüber, um dann wieder unter scharfer Um-
biegung die Mittellinie zu kreuzen, und somit wieder in die Schnittfläche
zu kommen. Von diesem Darmlumen an, welches dem 3. und 4. Kreuzbeinwirbel
gegenüberliegt, zieht sich das rectum dann wieder mehr der
Mittellinie folgend in der Höhlung des Kreuzbeins nach aufwärts, um
zuletzt in die flexura üiaca einzubiegen. Das rectum zeigt somit eine
doppelte S-förmige Krümmung. Die eine liegt in der mittleren Sagittal-
ebene des Körpers, die andere in frontaler Richtung. Beide dienen dazu,
den Apparat der Sphinkteren bei dem Andrängen der Fäkalmassen zu
unterstützen, so dass sie bis zum Zeitpunkt der regelmässigen Entleerung
genügenden Widerstand leisten können, was bei einer gerade nach abwärts
führenden Anlage des rectum nicht möglich sein würde. Man sieht also auch
aus dieser Darstellung, dass der Name rectum für diesen Darmtheil sehr unglücklich
gewählt ist, und nur den älteren falschen Darstellungen am aufgeblasenen
Darme im weichen und herauspräparirten Znstande seinen Ursprung
verdankt.
Vor dem rectum, zwischen diesem und der contrahirten Harnblase
liegt der vergrösserte uterus, der ganz besonders das Interesse dadurch
in Anspruch nimmt, dass er sich im schwangeren Zustande befindet
, entsprechend dem Ende des 2. Monats.
Woher es kam, dass er mit dem Körper gegen den Hals geknickt
und hintenübergebogen liegt, vermag ich nicht zu sagen, da sein Gewebe
sich durchweg normal zeigte und man doch nach den Angaben von
Höht (Beiträge zur Geburtshunde, 1. Heft Tübingen 1868. p. 162) für
diese Periode der Schwangerschaft eher eine Anteflexion als eine Retro-
flexion hätte erwarten sollen. Ebenso kann ich mich nur schwer zu der
Annahme entschliessen, dass der uterus ursprünglich während des Lebens
eine andere Lage gehabt habe, und erst nach dem Tode bei der Rückenlage
des Körpers in Folge seiner Schwere zurückgesunken sei. Man
müsste dann gleichzeitig mit annehmen, dass der Raum zwischen uterus
und rectum, vorher durch Dünndärme occupirt worden sei, und kann doch
nicht meinen, dass dieselben in der Rückenlage nach aufwärts gleiten,
um dadurch Platz für das corpus uteri zu schaffen. Der Leichnam zeigte
übrigens durchaus straffes Gewebe und kräftige Muskulatur, auch keine
Zeichen einer schon früher überstandenen Schwangerschaft.
Die Verhältnisse der Därme bieten nichts Abnormes. Es finden sich
weder zwischen uterus und rectum, noch zwischen ersterem und der Blase
Darmschlingen.
Der tiefe Stand des orificium uteri externum, aus dem ein fester
Schleimpfropf hervorragte, entspricht der frühen Zeit der Schwangerschaft
. Beim weiteren Wachsthum hebt sich dann der uterus aus dem
Becken heraus und zieht die portio vaginalis mit nach aufwärts, so dass
der äussere Muttermund einen höheren Stand einnimmt.
Der uterus selbst hing mit seinem Körper etwas nach links hinüber,
so dass der Schnitt schief zu seiner Längsachse hindurchging und nur
ein kleines Segment von ihm zugleich mit der rechten Körperhälfte entfernte.
Von dem cervix, dessen hintere Lippe wie verstrichen erscheint, brauchte
nur eine dünne Scheibe noch nachträglich abgeschnitten zu werden, um den
schon angeschnittenen Cervikalkanal in seiner ganzen Länge freizulegen.
La die Blase des amnion vollständig unverletzt vorlag, und auf
demselben sich das Nabelbläschen deutlich präsentirte, so trug ich mit
dem Messer noch von der Wand des uterus successive so viel ab, bis
die einzelnen Theile des Eies gut sichtbar wurden.
Man erkennt innerhalb der Muskulatur des uterus die deutlich davon
abgesetzte decidua vera, bestehend aus Uterindrüsen, Bindegewebe und
Gefässen. Die Drüsenschläuche mündeten auf der inneren Oberfläche
mit punktförmigen Oeffnungen, die schon mit unbewaffnetem Auge gut
erkennbar waren. Nach oben hin, von der vorderen Wand des uterus
angefangen, wird die Schicht der decidua ausserordentlich dünn, setzt
sich aber an der Innenwand des uterus continuirlich fort, bis sie wieder
an der hinteren Seite desselben allmälich wächst und nach unten bis in
die Gegend des orificium internum stärker wird. Ueberall zeigt sie
dasselbe Gewebe. An der oberen dünnsten Stelle, der Mitte des fundus
uteri entsprechend, bildet sie einen Umschlag (decidua reflexa) und zieht
als eine schmale membranöse Umhüllungsschicht des Eies bis über den
dreieckigen Bluterguss, der hier kirschroth gefärbt ist, herab. An dieser
Membran, die somit die äussere Eihaut darstellt, und aus dem chorion
laevis und der decidua reflexa gebildet wurde, finden sich nur Epithelreste
, Bindegewebe und rudimentäre Zotten.
Von der Stelle des Blutergusses aus, der genau so wie er sich vorfand
abgezeichnet wurde, verläuft wellenartig eine zarte weissliche Grenzlinie
nach hinten und oben hin, die das chorion frondosum von der decidua
vera abgrenzte. Der Choriontheil, der durch die Zeichnung und Färbung
deutlich sich absetzt, enthielt nur Zotten und Gefässe und bezeichnet die
Stelle der späteren Placentarbildung. In dieser Richtung verläuft auch
der in der Tiefe noch erkennbare Nabelstrang des foetus. Innerhalb des
chorion lag eine viscide Flüssigkeit, in welcher die Amnionblase mit dem
daraufliegenden Dottergang und Nabelbläschen schwamm. Deutliche
Membranen zwischen chorion und amnion waren in dieser eiweissartigen
Flüssigkeit nicht nachzuweisen.
Der Embryo zeigte die gewöhnliche Krümmung des Stammes mit
vorn übergebeugtem Kopfe. Seine Länge betrug vom Steisse bis zum
Kopfe, ohne dass er aus seiner ursprünglichen Lage gebracht worden
war, 22, die des ausgestreckten Stammes etwa 28 Millimeter. Der
Schädel war so durch seine Bedeckungen geschlossen, dass man die
einzelnen Abtheilungen des Gehirns nicht mehr deutlich hindurchschimmern
sehen konnte. Die Nase war klein, aber doch schon vorhanden.
Die seitlichen Wandungen der Mundhöhle, Wangen und Lippen schon
so deutlich gebildet, dass der Mund sich als umschlossenen Spalt zeigte.
Oberarm und Unterarm befanden sich zu einander in gebeugter Lage,
aber waren beide von einander geschieden. Ebenso waren die Hände
bereits deutlich unterscheidbar. Dasselbe galt von den unteren Extremitäten
.
Diese Bildungen entsprachen also einer Entwickelung in der 8. Woche,
und stimmen überein mit den von Erdl (Die EntioicMung des Menschen
und Hühnchens im Eie, Leipzig 1845) gegebenen Abbildungen auf Tafel
III Fig. 6, T. IV Fig. 18, T. IX Fig. 3 und 4.
Das Nabelbläschen ist von dem Zeichner fälschlich zu prall und
gross gezeichnet worden. Es lag auf dem geschlossenen amnion als
schlaffe Blase auf, und zeigte sich wie eine membranöse Scheibe, von
der Grösse einer Linse. Es mass im Durchmesser etwa 5 Millimeter.
Die Vagina, in der columna rugarum anterior und posterior getroffen
, zeigt sich als schmalen Spalt, und setzt sich oben in die hintere
Lippe des äusseren Muttermundes fort. Man erkennt an den Faserdurchschnitten
dieser Stelle, dass hier die Theile des ligamentum uteri sacrum
dextrum vorliegen.
Die Faserbündel desselben liesseil sich von den Fasern der übrigen
Muskulatur des uterus nicht scharf abgrenzen, sondern markirten sich
nur als querdurchschnittene Bündel, deren Fortsetzung in der plica
Douglasii den Mastdarm beiderseits umgreifend sich bis zum Kreuzbein
erstreckte. Auch liess sich nicht genau angeben, an welcher Stelle die
Vagina aufhörte und der uterus anfing. Die glatten Muskelbündel lagen
so fest aneinander und waren so miteinander verstrickt, dass ein con-
tinuirlicher Zusammenhang gegeben war.
Ebenso ist schon aus der Zeichnung ersichtlich, dass das Bauchfell
sich hinter dem uterus weiter nach abwärts erstreckt als vorn, und selbst
noch ein Stück der hinteren Vaginalwand überzieht. An dasselbe schliesst
sich nach abwärts ein dünner Fascienzug mit lockerem Zellgewebe an, der
eine Verschiebung des rectum und der vagina bei wechselnder Ausdehnung
dieser Organe ermöglicht. Eben dieselbe Einrichtung fand sich zwischen
der Harnblase und dem cervix uteri, so dass auch hier die Möglichkeit einer
grossen Ausdehnung der Harnblase gegeben ist. Allerdings wird dabei
auch eine Ausdehnung der vorderen Vaginalwand und Erhebung des uterus
stattfinden. Das Aufsteigen des Blasengrundes wäre nicht möglich, wenn
derselbe nach Courty's Angabe mit dem cervix fest verwachsen wäre
{Gourty, maladies de Vuterus, Paris 1866, pag. 11).
Die clitoris ist in ihrem hängenden Theile auf der Schnittfläche
gut zu erkennen. Der rechte Schenkel derselben ist abgeschnitten. Hinter
ihr und vor der Urethra liegen die Gefässlumina des bulbus vestibuli; die
Harnröhre selbst klaffte nach dem Aufthauen des Präparates und ist in
diesem weitgeöffneten Zustande abgezeichnet worden.
Hinter der Harnröhre, sowie vor derselben fand sich bei der
Durchmusterung der Gewebe unter dem Mikroskope eine Schicht quergestreifter
Muskelfasern, die einen animalen Sphinkter der Harnröhre
bildeten. Da nach den Angaben von Hernie sowohl wie Luschka nur
vor der Harnröhre animale Fasern gefunden wurden, die als zum trans-
versus perinaei profundus, oder constrictor cunni profundus gehörig bezeichnet
wurden, so behalte ich mir vor, diesen Gegenstand noch weiter
zu untersuchen.
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