Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., B 9529
Die vierte Säcularfeier der Universität Tübingen im Jahre 1877
Tübingen, 1878
Seite: 20
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KÖNIGLICHE MAJESTÄTEN!
HOCHANSEHNLICHE VERSAMMLUNG!

Es bedarf nicht dieses heiligen Hauses, um uns zu mahnen, dass wir heute vor allem Dank
schuldig sind dem Gotte, dessen Anbetung dasselbe geweiht ist. Die vierhundert Jahre, welche
unsere Hochschule zurückgelegt hat, mahnen uns von selbst an den Erhalter alles Lebens, zu
welchem wir jetzt in Andacht aufsehen. Die Gabe ist gross, welcher unser Dank gilt. Unsere
Hochschule ist ja eine von den wenigen unter ihren deutschen Schwestern, welche noch vor dem
sechszehnten Jahrhundert entstanden sind , und ihr Dasein ohne Wechsel des Ortes und ohne
zeitliche Unterbrechung bis heute fortführen durften.

Wenn wir uns vergegenwärtigen, auf welche Weise diese glückliche Dauer bewirkt wurde,
so tritt uns vor allem der Geist ihrer Stiftung selbst entgegen. Sie war nicht veranlasst durch
besondere Ereignisse, nicht geleitet durch besondere Zwecke von mehr oder weniger vorübergehender
Natur. Wir sehen da nur den guten Willen, Bildung des Geistes zu verbreiten, und,
wie der erlauchte Stifter in seinem Freiheitsbrief gesagt hat, den Brunnen des Lebens graben
zu helfen, woraus die heilsame Weisheit geschöpft werden mag zur Erlöschung des verderblichen
Feuers menschlicher Unvernunft und Blindheit. Nur in diesem Geiste hat dieser Fürst dabei
gedacht, seinem Lande eine besondere Wohlthat zuzuwenden, und dessen Ansehen zu erhöhen.

Die folgende Geschichte zeigt, wie diese edlen Absichten des Stifters ein überliefertes Erbgut
in seinem Hause geblieben sind. Ganz im gleichen Geiste haben im nächsten Jahrhundert
die Herzoge Ulrich und Christoph mit der Einführung der Reformation diese Hochschule unter
die Herrschaft neuer Bildungsgedanken gestellt. Und die eiserne Treue, mit welcher ihre Nachfolger
, Ludwig, Friedrich, Johann Friedrich, Eberhard der Dritte in den Zeiten des langen Religionsstreites
daran festhielten, ist ihr schönster Ruhm geworden. Wie dann die deutsche
Nation sich aus der Verwüstung des grossen Krieges anfängt zu erheben durch neue geistige
Arbeit, beweist bald mehr als eine durchgreifende Anordnung unter den Herzogen Eberhard
Ludwig und seinen Nachfolgern, dass die Absicht des Fürstenhauses der wahren Aufklärung und
dem geistigen Fortschritte zugewendet bleibt. Der Ilerzog Carl Eugen hat der Hochschule in
seiner Akademie eine gefährliche Nebenbuhlerin geschaffen, aber er hat auch auf die alte Stiftung
belebend einzuwirken verstanden, und zuletzt noch ihre Erweiterung nach den Bedürfnissen
der Neuzeit eingeleitet. In schweren Zeiten hat doch auch König Friedrich nicht versäumt, mit
seiner ganzen Energie persönlich einzugreifen, um die Lehrkräfte zu verbessern. In dem neuen
Königreiche ist das höchste Bildungsmittel dann in grosser Denkweise sofort allen Angehörigen
zugewendet und zumal der Unterschied der Religion dabei ausgeglichen worden. Und die lange
Regierung König Wilhelm's hat die Universität gehoben in der Erkenntniss, dass kein Staatswesen
noch seinen Platz behauptet, in welchem nicht dem Geiste der vielseitigen und freien
Bildung des Jahrhunderts sein volles Recht gegeben wird. Reine Pflege der Wissenschaft hat
diese Hochschule unter der gesegneten Regierung unseres Königs heute dahin geführt, dass sie,
alle vorigen Zeiten übertreffend, als deutsche Hochschule im vollen Sinne des Wortes den weitesten
Wirkungskreis erlangt hat.

Wenn wir dieser weisen und glücklichen Führung durch Jahrhunderte hindurch dankbar


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