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INNSBRUCK.
RECTOR UND SENAT DER
LEOPOLD-FRANZENS
UNIVERSITÄT IN INNSBRUCK.
Indem die Eberhard-Karl's Universität in diesem Jahre ihr vierhundertjähriges Gründungsfest feiert
befolgt sie einen Brauch, der seinen guten Grund hat. Sie bekundet sich dadurch als ein Körper, der nicht
von fremder Hand geformt und erhalten ward, sondern der in's Leben trat, um aus eigener Kraft zu wachsen
und zu erstarken. Schon um desswillen musste unsere Leopoldo-Pranciscea sich im Vereine mit allen
Universitäten des Geburtsfestes ihrer Schwester freuen.
Allein es ist noch ein anderes gemeinsames Interesse, das uns auffordert, das Gründungsfest der
Tübinger Universität mitzufeiern.
Nicht mit Unrecht wird das Leben der Universitäten mit dem Wachsthume organischer Gebilde verglichen
. Allenthalben gewahren wir, dass die Geschöpfe dieser "Welt um so schöneres und reicheres Leben
und vollere Kraft entfalten, je reicher und ausgebildeter die Organe sind, durch die sie mit dem Leben der
ganzen Natur in Verbindung stehen. So ist denn auch das Leben der einzelnen Universität mit dem aller
anderen ja mit dem geistigen Leben der Nation und der Welt durch tausend Fäden verbunden, und schöpft
aus ihm unablässig die Nahrung zu kraftvollem Gedeihen.
Mit der Geburt der einen Universität feiern wir daher das Gedächtniss an die gemeinsame Mutter,
an die grosse Universitas aller nach Wahrheit und Freiheit ringenden Geister, an deren unvergänglichem
Leben jede Tochter ihren Antheil hat.
Treu dem Universitätsgedanken hat die Eberhardo-Garolina auf allen Gebieten der Wissenschaft
der freien Forschung neue Wege gebahnt und keiner ihrer Schwestern steht sie in dem stolzen Bewusstsein
nach, die Pflicht, wahr zu sein, erfüllt, und das Recht, frei zu sein, erworben zu haben. Wie dereinst Württembergs
Grafen die Reichssturm-Fahne in der Schlacht vorantrugen, so hat zu allen Zeiten muthvoll die
Eberhardo-Carolina das Banner der Wissenschaft im friedlichen Kampfe der Geister hochgehalten.
Dass die Eberhard-Karl's Universität sich solcher Lebenskraft noch lange erfreue, das hoffen und
wünschen wir, und im festen Vertrauen, dass der unlösbare Bund, zu dem die Gemeinsamkeit der Ideale die
Hochschulen vereinigt, immer mehr sich befestige, senden wir der Tübinger Hochschule unsere herzlichsten
Wünsche, dass sie noch lange Jahrhunderte blühe, wachse und gedeihe.
' INNSBRUCK, DEN 1. AUGUST 1877.
Dr. A. Huber, d. Z. Rector.
(Tafel in Bolle.)
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