Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., B 9529
Die vierte Säcularfeier der Universität Tübingen im Jahre 1877
Tübingen, 1878
Seite: 127
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127

VON DEM BEZIRKSCONSISTORIÜM DER EVANGELISCHEN KIRCHE A. B. IN

MEDIASCH, SIEBENBÜRGEN.

AN DIE VEREHRLICHE FESTLEITUNG FÜR DIE JUBELFEIER
DER KÖNIGLICHEN WÜRTEMBERGISCHEN UNIVERSITÄT IN TÜBINGEN.

HOCHGEEHRTE HERRN!

Der erbebende Festjubel, unter welchem der altehrwürdige Musensitz am Neckar soeben
seine ruhmvolle Erinnerung feiert an all den Segen, der in vierhundertjähriger treuer Geistesarbeit
von ihm ausgegangen, ruft auch uns in der fernen Abgeschiedenheit zu freudigster Theilnahme auf.

Da eine persönliche Vertretung für uns unthunlich ist, so empfangen Sie diesen unsern
Festgruss als einen unvollkommenen Ausdruck jener Dankbarkeit, die auch wir der Tübinger
Hochschule schulden. Denn nicht nur hat eine Anzahl der gegenwärtig bei uns in Kirche und
Schule Bediensteten ihre höhere Berufsbildung dort empfangen, sondern auch in früheren Zeiten
hat so Mancher , der für Bildung und Gesittung in seinem Kreise und Volke hier hervorragendes
geleistet, in Tübingen heilsame Anregung und die Schätze seines Wissens sich geholt.

Das Sachsenvolk in Siebenbürgen hat ja überhaupt seine bisherige Erhaltung und ehrenvolle
Stellung im Lande vornehmlich der höhern Bildung und Gesittung zu danken gehabt, die
ihm aus der Pflege und dem Verkehr mit der deutschen Wissenschaft zu Theil geworden ist.
Unser Häuflein hier in der Zerstreuung hätte längst schon aufgehört zu sein, wenn ihm die
nährenden Brüste der deutschen Hochschulen verschlossen gewesen wären.

Wenn aber heute die fernen Söhne angesichts der grossartigen Entwicklung, die sich
nach Innen und Aussen im Leben des mächtigen Stammvolkes vollzieht, lebhafter als sonst von
Gefühlen stolzer Freude erfüllt werden; wenn ihre Blicke mit einer Sehnsucht, die dem Heimweh
gleicht, dem theuren Mutterlande sich zuwenden, so hat dies seinen Grund wohl auch zuvörderst
in der Verwandtschaft des Blutes und in dem natürlichen Zuge des Herzens, die eben
nimmer sich verleugnen lassen, nicht minder aber in dem Triebe der Selbsterhaltung, der die
stärkende Anlehnung an das grosse Ganze um so gebieterischer fordert, je mehr gerade jetzt
der eingeleitete Nivellirungsprozess im Lande unsere nationale Eigenart mit Vernichtung bedroht.

Im Namen des Kirchenbezirks, den das ergebenst gefertigte Consistorium zu vertreten
berufen ist, und im Interesse der Kulturmission, welche die Vorsehung unserem Volke in diesen
entlegenen Thälern angewiesen hat, empfangen Sie denn unsere lebhaftesten Glück- und Segenswünsche
zu fernerem fröhlichem Gedeihen Ihrer erhabenen Bildungsstätte: dass sie noch durch
fernere Jahrhunderte hin in ungeschwächter Ehre und Glanzfülle sich bewähre als eine Leuchte
der Wissenschaft, durch welche Deutschland gross und mächtig geworden, als eine nährende
und Segen spendende Mutter auch für uns.

MEDIASCH am 7. August 1877.

Das Mediascher Bezirksconsistorium der evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen.

J. Fabini Bez. Decan.
Für den Actuar:
Fr. Carl Heinrich, Cons. Mitglied.


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