http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/vespucci1903/0008
— 8
syndicus. Er war aber auch ein gar gelehrter und bücherliebender Herr, der fleissig auf zahlreichen
Reisen in Deutschland und dem Auslande wie nach anderen interessanten Dingen z. B.
nach Kupferstichen zum Erwerb und nach Inschriften zum Kopieren, so auch nach wertvollen
Büchern Umschau hielt. Die sehr wertvolle Grundlage der zum Jungenschen Bibliothek, darunter
eine Anzahl aus Kupferstichen zusammengesetzter Kunstbücher (Dürer, Beham u. v. a.), entstammt
Kellners Besitze.
Ursprünglich war unser Druck mit zwei anderen Schriften zu einem Mischbande,
Hist. B. II 6, vereinigt. Der Einband mag lose geworden sein, jedenfalls ist um die Mitte
des neunzehnten Jahrhunderts eine Trennung und Neubindung der drei Teile erfolgt. Es
waren dies: i. Torelli Saraynae ... de origine et amplitudine civitatis Veronae. Veronae 1540.
2. Bernhardi de Breydenbach sanctarum peregrinationum in montem Syon . . . opusculum.
Spirae i5o2. Das Titelblatt vom Breydenbach fehlte wahrscheinlich schon, als das Buch in
Kellners Hände kam, ebenso waren die Blätter i 3 und 4 bereits vorher und früh handschriftlich
ergänzt worden. Das erhaltene ursprüngliche Vorsatzblatt des Breydenbach lässt
einen Abdruck der Karte unseres Druckes deutlich erkennen. Beide folgten also aufeinander,
während Sarayna den Anfang des Mischbandes gebildet hat. Vespucci und Breydenbach hat
Kellner sicher schon bereits vereinigt erworben oder erhalten, denn der Breydenbach trägt
keinen Eigentumsvermerk. Auf der Rückseite seines letzten Blattes steht von derselben Hand,
von der die Aufschrift und Randbemerkungen auf dem Vespucci herrühren: Emptus In
Rostochio i5o5 Jovis XVIII Septemb. p. X ß, (s. das Faksimile) beide Bücher stammen also
aus demselben ursprünglichen Besitze.
Vespucci, als erster der beiden, und Sarayna tragen jeder den oben verzeichneten, seiner
Kürze nach vermutlich gleich nach dem Erwerbe gemachten Eigentumsvermerk Kellners, während
beim Zusammenbinden aller Teile der genauere und häufigere Vermerk, naturgemäss ohne die
sonst gewöhnliche Ortsangabe, «1575 Est Heinrici Kellnerij. J. G. Enitar» auf dem Titel des Sarayna
von ihm hinzugefügt wurde. In diesem Jahre oder kurz vorher werden alle drei Drucke
in seinen Besitz gekommen sein; von wo er sie erhalten hat, wer sie früher besessen, das
lässt sich leider nicht feststellen, vergeblich sind einschlägige Archive und Bibliotheken befragt
. Der Schreiber der beiden Einträge und erste Besitzer unseres Vespucci war offenbar
kein Rostocker, das geht aus ihrer Fassung deutlich hervor, vielleicht hilft das Faksimile zu
seiner Feststellung ! Im Norden mag er doch heimisch gewesen sein, Kellner wenigstens war
sicher auf seinen weiten Reisen dort. Was er auf ihnen an interessanten Inschriften jeder
Art fand, das hat er in einem schlichten Hefte «Marmora Germaniae Italiae Franciae Angliae»
verzeichnet und aus ihm als sekundären Quelle hat er die betreffenden Angaben seines Werkes
«Chronica, das ist: warhaffte . . . Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben. Franck-
furt am Mayn. 1574. fol. (es gibt auch eine lat. Ausgabe in 8° von 1574) geschöpft. In diesem
Hefte nun (Stadtbibl. Ms. Glauburg 63) hat Kellner auch zwei maccaronische Inschriften
aus Wismar und aus Doberan verzeichnet, ein Aufenthalt von ihm auch in Rostock ist dem-
gemäss mit Sicherheit anzunehmen und der Erwerb unseres Vespucci dort oder wenigstens
im Norden nicht ausgeschlossen.
Wissen wir nun auch den Urheber des Eintrages nicht zu nennen, so ist doch, was
er eintrug, als wertvoller gleichzeitiger Beleg für den Namen des Druckers anzusehen. Mit
denselben Typen, die der Vespucci aufweist, hat Barckhusen in Rostock i5o5 des Bartold
Mollers commentarius in Donatum gedruckt und weiter mit ihnen andere Werke, nachweislich
bis zum Jahre 1509; von da ab verwendet er durchweg andere Typen.
Dass der Druck einer norddeutschen Druckerei entstammt, zeigt schon der Titelholzschnitt
. Die den Holzschnitten in Drucken des sog. Lübecker Unbekannten, den Seelmann
(Centralbl. f. Bibliotheksw. 1, 19 ff.) als Matthäus Brandis nachgewiesen hat, eigentümlichen,
Bodenverschiedenheiten u. a. bezeichnenden Strichlagen finden sich auch in ihm. Der
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/vespucci1903/0008