Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., E 5119-9
Vespucci, Amerigo; Sarnow, Emil [Hrsg.]; Trübenbach, Karl [Hrsg.]
Drucke und Holzschnitte des 15. und 16. Jahrhunderts in getreuer Nachbildung (Band 9: Mundus novus : Ein Bericht Amerigo Vespucci's an Lorenzo de Medici über seine Reise nach Brasilien in den Jahren 1501/02.)
1903
Seite: 16
(PDF, 9 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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sondern auch den vollständigen Text eines seltenen Mundus veröffentlicht. Dazu hat uns die
Erwägung geführt, dass jeder Faksimiledruck eines A als eine Bereicherung der Vespucciliteratur
anzusehen ist. Unsere Vorlage ist die wenig bekannte Folioausgabe (F) gewesen. Th. Philipps
hat 1862 in seinem Nachdruck des Augsburger Mundus unserer Quelle in drei Fussnoten
gedacht. Er hat wahrscheinlich das im Britischen Museum liegende Exemplar des F benutzt,
das wohl auch Varnhagen in der Hand gehabt hat. Auf dessen Beschreibung (Amerigo Ves-
pucci p. 9 b.) weisen d'Avezac (Ann. des voyag. 1866, IV, 76), Harrisse (B. A. V. Ad. Nr. i3),
Winsor (Narr, and crit. hist. of A. II, 159) und Fumagalli (Racc. P. IV, v. I. 205 und Vita
di A. Vesp. io5) hin, während Coote (The voyage from Lisboa to India i5o5/6, London 1894.
S. 52) die Londoner F selbst benutzt zu haben scheint.

Ich habe F folgenden andern Ausgaben gegenübergestellt : Den im Britischen Museum
aufbewahrten Drucken Lamberts (L = Harr. 26) und Roce's (R = Harr. 27), dem auf der
Göttinger Universitätsbibliothek befindlichen A (Gi= Harr. 29), den drei in der Hamburger
Kommerzbibliothek liegenden Mundus (H 1 = Harr. 23, H2 = Harr. 22, H3 — Harr. 3o),
dem Augsburger Drucke Otmars aus dem Jahre 1504 (O 1 = Harr. 3i) und der Strassburger
Ora antarctica i5o5 (O 2 = Harr. 39). Meine genaue Kenntnis des Gi verdanke ich
Herrn cand. Burghardt in Göttingen, die der beiden Londoner A Herrn Dr. Röder in Hannover
. Den beiden liebenswürdigen Mitarbeitern sage ich auch noch an dieser Stelle meinen
herzlichen Dank für die grosse Bereitwilligkeit und Gewissenhaftigkeit, mit der sie mich unterstützt
haben. Ausser den neun genannten A konnte ich noch teilweise Harr. Nr. 25 (gedruckt
von Rembolt, daher R3] und Harr. Nr. 28 (gedruckt von Gilles de Gourmont, deshalb G2)
benutzen. Von jenem hat Picot ein Faksimile der ersten Druckseite veröffentlicht; von diesem
sind mir ein paar wichtige Lesarten durch Herrn Delisle in Paris mitgeteilt worden. Demnach
sind mir von den dreizehn bisher bekannten Ausgaben des Mundus novus nur zwei verschlossen
geblieben. Von diesen dürften aber die wesentlichen Ergebnisse meiner Untersuchung
wohl kaum umgestossen werden. — Aus der vergleichenden Gegenüberstellung der
Mundusausgaben erhellt folgendes :

In allen Exemplaren des A finden sich dieselben falschen Zahlenangaben. Anstatt
viginti mensibus (II. 20) ist jedenfalls decem zu lesen. Die Ueberfahrt vom Kap Verde nach der
Ostküste Südamerikas wird (II. 3o, 35) mit 2 Monaten 3 Tagen und gleich darauf mit 67 Tagen
angegeben. Seite IV, 16 ist von einem Winkel von 5» die Rede. Da diese augenfälligen
Irrtümer in allen Ausgaben auftreten, so weisen sie auf eine gemeinsame Quelle hin, auf Gio-
condos Handschrift, deren Ziffern vielleicht schwer leserlich gewesen sind. Ebenso wichtig
wie diese Versehen sind diejenigen Druckfehler, auf die wir nur in einzelnen A stossen. Aus
der diesen Blättern beigefügten Tabelle ist ersichtlich, dass wir es mit zwei Gruppen von
Drucken zu tun haben, die sich durch ihre Lesarten scharf voneinander abheben. Die A
der ersten Abteilung, L, H 3, H 2. Oi, übertreffen die der zweiten, nämlich Rj, R2, Gi, G2,
Hi, O2, F, durch die Güte des Textes, der nur von wenigen Fehlern entstellt ist. Unter
den erstklassigen Drucken kommt L eine Sonderstellung aus folgenden Gründen zu: 1. L
fehlt die allen andern A gemeinsame Ueberschrift Mundus novus, offenbar deshalb, weil
Giocondos Manuskript sie nicht aufwies. 2. Nur in L ist Vespuccius mit cc gedruckt worden.
3. L allein gibt den vollständigen Namen von Lorenzos Vater. Dieser war ein Sohn «petri-
francisci». 4. Der Herausgeber des L hat das Wort canopus nur dem ersten Sternbilde hinzugefügt
, «wahrscheinlich um Zweideutigkeiten zu vermeiden». (Peschel, Abhandl. S. 65.)
In den andern Mundus finden wir es auch in der zweiten Zeichnung, offenbar aber an falscher
Stelle. 5. Bei dem rechtwinkligen Dreieck lesen wir in L zweimal die Worte vertex capitis,
wofür in den übrigen A das gelehrt klingende zenit getreten ist. — Diese Vorzüge des L
werden durch die beiden sinnlosen Formen ginnum (V. 20) und quingentesimo (VI. 1 5) beeinträchtigt
. Dass der Drucker flüchtig gearbeitet hat, erhellt auch aus der Schreibung des
Wortes Mandingha (II. 25), die kein anderer Mundus bringt. Nur die i5o5 in Nürnberg
veröffentlichte Uebersetzung eines, wie in ihr ausdrücklich hervorgehoben worden ist,
Pariser A enthält die zweifellos aus Mandingha entsprungene Form Mandinglia. Diese
allein genügt als Reweis dafür, dass Exemplare des L sich bis in die Mitte Deutschlands verirrt
haben. Das h in dem westafrikanischen Negernamen ist offenbar ein Druckfehler, da das


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