Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., E 5119-9
Vespucci, Amerigo; Sarnow, Emil [Hrsg.]; Trübenbach, Karl [Hrsg.]
Drucke und Holzschnitte des 15. und 16. Jahrhunderts in getreuer Nachbildung (Band 9: Mundus novus : Ein Bericht Amerigo Vespucci's an Lorenzo de Medici über seine Reise nach Brasilien in den Jahren 1501/02.)
1903
Seite: 17
(PDF, 9 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/vespucci1903/0017
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Wort Mandinga schon auf der aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts stammenden Weltkarte
des Camino in der auch noch heute üblichen Fassung erscheint. Diese Druckfehler und die
am Ende dieser Einleitung zusammengestellten Sonderlesarten des Lambertdruckes verschleiern
dessen Beziehungen zu den übrigen A. Einer von diesen ist möglicherweise dadurch aus L
hervorgegangen, dass ein Drucker mit der Wiedergabe des Textes der editio princeps sehr
willkürlich verfahren ist. Anderseits ist es auch denkbar, dass Giocondos Handschrift nicht
bloss Lambert, sondern auch einem andern Liebhaber fesselnder Neuigkeiten vorgelegen hat.
Picots Vermutung, Vespuccis Freund habe eine Abschrift des Briefes auch nach Italien geschickt
, ist deshalb berechtigt, weil L dem venetianischen H 3 sehr ähnelt. Ich halte diesen
Druck für das Urbild aller andern A, im Gegensatz zu Harrisse (B. A. V. Ad. 20), der Ri
bevorzugt hat, das eine sehr mangelhafte Ausgabe ist. H 3 ist wahrscheinlich aus H 5 entstanden
, weil es auch die sonderbare Form salubris (V. 5) besitzt. Der Text von H 2 ist vorzüglich
. Die allein zulässigen Lesarten gummi und quinquaginta verdankt dieser Mundus
seinem aufmerksamen Herausgeber, der die lächerlichen Worte ginnum (Maulesel!), quingen-
tesimo und das neben earum sinnwidrige habent (IV, 33) ausgemerzt hat. Durch Zufall ist
H2 von Harrisse und Fumagalli an die Spitze der von ihnen aufgezählten A gestellt worden.
O 1 stimmt mit H 2 im Texte überein; doch steht es ihm mehrerer Varianten wegen im
Alter nach.

Die Ausgaben der zweiten Gruppe sind alle von denselben Fehlern entstellt. Die
Hauptrolle unter den minderwertigen Mundus spielt H 1, da R 1, R8, Gi, G», F und O °
zuviel Zusätze und Lücken enthalten, als dass sie dem Hamburger A als Vorlage hätte dienen
können. Der Drucker des H 1 hat entweder H * oder H 3 oder eine diesen A nahestehende,
uns unbekannt gebliebene Ausgabe vor Augen gehabt. 03 stimmt mit Hi sogar in den Figuren
genau überein ; doch ist es jünger als dieser Druck, da es eine Anzahl abweichender
Lesarten aufweist. Von den sieben von mir verglichenen A der zweiten Gruppe sind sich die
beiden G und R sehr ähnlich. Denn diese haben zu dem Titel Mundus novus den langen
Zusatz : De natura et moribus et ceteris id generis gentis que in novo mundo opera et im-
pensis serenissimi Portugallie regis superioribus annis invento. Nur in ihnen finden wir ausserdem
die Wendung ab ethiopibus (II. 25) und das wichtige Wort gummi. In Gi und Gi
und wahrscheinlich auch in Ri und R3 ist der Ausdruck celo (V. 29) ausgelassen worden.
An Wert stehen Ri, R2 und Gj dem Göttinger A deshalb nach, weil in ihnen die drei
Diagramme fehlen. Sehr unvollkommen scheint R 2 zu sein. Schon dessen Ueberschrift wird
durch den Druckfehler super idibus verunziert. In den Eingangszeilen aber stossen wir auf
solchen Unsinn wie ultra siue a me qui noctialem (ultra lineam equinoctialem), vocare (vo-
cavere), ventati (veritati), in nostram (nostram).

F nimmt seiner Varianten wegen eine Mittelstellung unter den A der zweiten Gruppe
ein. Von besonderem Interesse ist die eigenartige Wortform geseghice (II. 26). Sie
kann nur aus einem A stammen, in dem uns der afrikanische Ortsname mit grossem Anfangsbuchstaben
entgegentritt. Merkwürdigerweise haben die drei Gewährsmänner, die für mich
Gi, Gi und Ri durchgesehen haben und denen das Wort Beseghice unbekannt gewesen ist,
dafür Geseghice gelesen. Aus Gi aber ergibt sich mit Gewissheit, dass wir es bei diesem
strittigen Buchstaben nur mit einem missratenen G zu tun haben. Es liegt daher die Vermutung
nahe, dass F und Gi aufeinander zu beziehen sind. Gegen diese Annahme sprechen
jedoch die auffälligen Unterschiede in den Lesarten dieser A. F scheint vielmehr an H 1
anzuklingen, mit dem es die Schreibweisen epycuri, habundans, hijs und anderes gemeinsam
hat. Unerklärlich dabei aber ist die Verschlechterung der Form citra in circa (VI. 14).
Da Vespuccis Brief zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Norddeutschland wenig bekannt gewesen
sein wird, so ist die Annahme berechtigt, dass der unternehmungslustige Buchdrucker
Hermann Barckhusen in Rostock das Hamburger Büchlein oder einen ihm nahe stehenden
A seinem Neudruck des Mundus zugrunde gelegt hatte.

Trotzdem ich elf von den dreizehn durch Harrisse bekannt gewordenen A miteinander
vergleichen konnte, ist es mir dennoch unmöglich, den geheimnisvollen Schleier, der über
diesen Ausgaben liegt, gänzlich zu lüften. Zu neuen Ergebnissen dürfte eine sorgfältige
Prüfung der für die einzelnen Mundus verwendeten Lettern, Druckermarken und Papiersorten

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