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Svanqoie Villon / Heben, XVett unb Wertung
„Villon sut le premier, dans ces siecles grossiers
Debrouiller l'art confus de nos vieux romanciers."
Boileau
,,Peu de Villons en bon scavoir,
Trop de Villons pour decevoir."
Clement Marot
Der Dichter, den wir hier in voller Lebensgröße vorführen, ist
einer von den Abseitigen, einer von den großen Desperados,
die des Herrn Lombroso Theorie vom geborenen Bösewicht aufs
Glatteis führen und den SittlichkeitS'Nachtwächtern aller Zei'
ten hinreichend verdächtig erscheinen: Werk und Urheber dem
Staatsanwalt zu empfehlen. Villon hat allerdings nie Wert dar'
auf gelegt, als Schönbold, Musterehrenmann, Akademieprof'
fesseur oder Nobelpreis^Träger durch die Literaturgeschichte zu
geistern. Und weil er mit seinem richtigen Namen Montcorbier,
also Rabenberg, oder besser noch: Galgenberg hieß, (aber bei'
leibe nicht: Des Loges, wie es in manchen Literaturgeschichten
zu lesen steht!) mußte er dieses skurrile väterliche Erbteil als
schauerliches Symbol auf allen Schicksalsstationen vor sich her'
tragen. Das brachte ihn von Anbeginn schon in eine problema'
tische Stellung zu der bürgerlichen Gesellschaft. Geboren wurde
er zu Paris im Jahre 1431, zur gleichen Zeit also, da die Hei'
lige Johanna von Frankreich die lodernde Flamme des Scheiter'
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