Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 14
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0018
einer Sendung. Er wachte in jeder Morgenfrühe, mit dem Ge/
schmack von etwas Frischem, Fruchthaftem auf der Zunge, in
einen neuen Tag hinein und nahm nichts wichtig. Nicht die
Menschen, nicht die Wege und Umwege seines Ichs, und erst
recht nicht das von ihm Gedichtete.

So geschah es auch, daß er, ohne einen äußeren Grund, bei
Nacht und Nebel das Schloß verließ. Regen verwischte seine
Spur.

Ein neuer Stern hatte ihn entflammt. Bei einem Jagdausflug war
er auf die Spur einer entzückenden Landedelfrau geraten. Er
ritt zwei Tage und Nächte durch dicken Buchenwald und fiel
seiner neuen Eroberung Knall und Fall in die Arme.
Das Fräulein Helaine de Estienne hauste in einem sehr bau'
fälligen Schloß, in den Möbeln hustete der Wurm, von den
Wänden hing die Seide in Fetzen herunter und der Weinkeller
war seit Jahr und Tag radikal ausgeräumt. Villon liebte diese
adelige Landpommeranze (die übrigens eine Nichte der Köni/
gin war) zum Fressen, die unkönigliche Armut ihres Daseins
stachelte ihn, und da beschloß er, mit den Mitteln solcher Leute,
die nicht wissen, wieviel sie eigentlich besitzen, die Ruine wie
der wohnbar zu machen. Er bewaffnete die Instleute, machte
ein paar kühne Züge in die fernere Umgebung und hatte nach
sechs Wochen den gräflichen Sitz soweit renoviert, daß man
ohne Not sogar den König empfangen und bewirten konnte.
Die beiden verliebten Leute dachten aber vorläufig noch nicht da'
ran, dekorative Gesellschaften zu geben, sondern gaben sich ihren

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