Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 16
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0020
ste Loch des bischöflichen Kerkers. Ein Interventionsversuch
des schnell verständigten Herzogs hatte nicht den geringsten Er/
folg, noch weniger der Befreiungsversuch der Zigeunerbande,
die das Mißgeschick ihres Freundes als eine eigene Unbill emp/
fand.

Meister Villon schwitzte unter der Kettenlast Blut und Wasser
und magerte zum Skelett herunter. Während dessen arbeitete der
Anklagevertreter eifrig an der Klageschrift. Sieben Bände füllte
er mit den tollen Streichen Villons, und verhörte an die fünf hun/
dert Zeugen. Im Zuge dieses Tempos hätte der Gerichtstag viel/
leicht in zehn Jahren erst stattfinden können. Das war dem Bi/
schof zuviel. Er griff in das Verfahren ein und setzte den Ter/
min der Hauptverhandlung fest.

Als das barbarische Gefecht zwischen dem Ankläger und Vil/
Ion schon in der dritten Woche tobte, und des Meisters Kopf nur
an einem Zwirnsfaden noch hing (nachzulesen bei Cayeulx,
Bd. III), da hatte Gott Mitleid mit dem armen Schächer und
veranlaßte, daß Ludwig XI. sich zum König krönen ließ. Die
allgemeine Amnestie setzte den Dichter Villon natürlich zuerst
in Freiheit. Er war aber so schwach, daß er die Stadt des Grau/
ens und maßloser Beschimpfung nicht gleich verlassen konnte
und bei einem Roßtäuscher Unterkunft fand. Dieser brave
Mann brachte den Meister verhältnismäßig schnell auf die Beine.
Er hatte einen vorzüglichen Landwein im Keller, hielt sich einen
großen Hühnerhof und pflegte auch einen ungenierten Umgang
mit den hübschesten Mädchen aus den Bürgerhäusern.

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