Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 17
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0021
Villon hatte sich eine Laute zu verschaffen gewußt, und was er
in den neblichten Herbstnächten der Gesellschaft zum Besten
gab, das hatte noch niemand in den Gesangbüchern gelesen.
Soweit die Bürger Niederschriften der Kirchengesänge besaßen!
Aber alles, was in ihrem urgesunden Blut als eine Traumer'
scheinung eine unerklärliche Spannung oder schamhaftige Freu'
de wütete, das setzte dieser sonderbare Vagant in einen tagfrohen
Ausdruck des äußeren Lebens um, in einen räumlichen Begriff
und machte das Erlebnis der nahen Wirklichkeit zu einem wc
sentlichen Geschenk. Sie sahen in ihm, der ihre Stumpfheit auf'
lockerte, ihren Gesichtswinkel verbreiterte und vor allem ihr
Blut entkalkte und entsäuerte, den Verkünder eines neuen Lc
bensgefühls, den Heerführer zu einem besseren Menschentum
und den Mitbruder einer wahren Brüderlichkeit. Es wollte auch
nicht in ihren Sinn hinein, daß solch ein aufgeräumter und ströV
mender Kopf von der Obrigkeit gejagt wurde wie einschob
figer Steppenwolf. Sie boten ihm Haus und lebenslängliches
Taschengeld, wenn er ihr Mitbürger würde. Er winkte aber bei'
zeiten und eindeutig ab. Unwiderstehlich lockte ihn Paris. Er
hatte Sehnsucht nach seinen lieben Muschelbrüdern, nach der
dicken Margot und dem bunten Trubel der Wochenmärkte.
Der Roßtäuscher hatte große Lust, in des Meisters Dienste zu
treten; und als Villon solchem Wunsch sein Ohr nicht verschloß
, vielmehr froh war, daß ihn jemand, auf den er sich ver'
lassen konnte, durch den gefährlichen Wald in die Hauptstadt
begleiten wollte, rüstete er zur Abreise.

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