Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 18
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0022
An einem nebligen Septembermorgen setzte sich die kleine Ka'
rawane in Bewegung.

Paris erwachte in einen neuen Tag hinein, als der Meister die
Zollschranken passiert hatte. Er stieg in einem kleinen Gasthof
am Fischmarkt ab und belegte das Quartier gleich auf vier Wo/
chen. Er behielt auch den Roßtäuscher bei sich, nur die Kneclv
te mit ihren Pferden wurden wieder nach Hause geschickt.
In den ersten drei Tagen hielt sich Villon alle Besucher noch
vom Leibe. Der Regnier de Montigny hatte sich melden lassen,
Petit-Jean, Guy Tabarie und die kleine Lys Cholet.
Er stand stundenlang am offenen Mansardenfenster und ließ die
Luft durch seine ausgehungerten Lungen sausen. Er mußte sich
an dieses Gehäuf von Häusern, diesen Verkehrsrummel und an
die Spannungen eines intensiveren Lebensgefühls erst wieder ge/
wohnen. Ganz allmählich streckte er seine Fühler aus, zog Er'
kundigungen über seine früheren Freunde ein, hörte: daß sein
lieber Pflegevater Guillaume in Lothringen wieder zu Ehren
und Ansehen gekommen sei, erfuhr: daß die verfluchte Katha^
rine de Vauselles den Pierre Marchand geheiratet hatte, und daß
seine Mutter eine Unterkunft bei dem Oheim Orace in Anjou
gefunden haben sollte. Es erinnerte ihn nicht viel an die alte,
vom Schicksal lederbraun gegerbte Frau. In manchen Minuten
aber sehnte er sich, ihre Hände auf seinem Scheitel zu fühlen.
Und verfluchte sich gleich wieder darauf: einer sentimentalen
Laune unterlegen zu sein.

Am fünften Tage hatte Meister Villon sich wieder ganz in der

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