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Gewalt. Die Kneipe glich jetzt dem Stabsquartier eines Ober'
befehlshabers. Nur daß hier die Strategie sich auf die organi'
sierte Niederkämpfung der Polizei und die Beobachtung jener
Häuser erstreckte, die im Geruch von wohlgefüllten Schatz'
kammern standen.
Die Bande der Coquillards war an eiserne Zucht gewöhnt. Die
Kerle schlugen über die Stränge, wenn keine sichere Faust die
Zügel hielt. Sie machten ihre Raubzüge plump und stahlen
wahllos.
Nach einem Zusammenstoß mit den Elitejägern des Polizei'
chefs, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab,
raffte Villon sich auf und hielt Gericht. Die Strafexpedition,
viel zu spät unternommen, war ganz und gar nicht nach dem
Geschmack der Banditen. Uber die Hälfte trennte sich von Vil'
Ion und machte eine unkonzessionierte Filiale auf. Ein wilder
Wettbewerb um das ergiebigste Finishent brannte, und bei einem
dieser Konkurrenzgefechte fiel Villon seinen Gegnern in die
Hände. Der Anführer dieser Bande war ein gewisser Nicolas
Siemon, Italiener von Geburt, ein verwegener Kerl, dessen Gc
sieht einer zerquetschten Tomate glich. Da war keine Stelle
mehr, wo nicht schon das Messer gesessen hatte. In seinen poli'
zeilichen Strafakten stand die Verurteilung zum schimpflichsten
Tode mehrfach, immer hatte dieser Gauner von Format es aber
verstanden, im letzten Augenblick dem Henker zu entwischen.
Als Meister Villon ihm vorgeführt wurde, hieß er ihn nieder'
knien. Villon spie ihn an und war flink genug, dem blitz'
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