Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 21
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0025
Für empfindsame Gemüter soll auch gleich vermerkt werden,
daß Villon in die Grube, die er einem anderen grub, selber hin/
einpurzelte. Denn, wenn er geglaubt hatte, daß er nach beende/
tem Katakombenkampf vergnügt ins Freie spazieren könne, war
die Rechnung ohne den Polizeiobristen gemacht. Dieser berufs/
mäßige Ordnungsgott hatte es schon lange auf den Meister ab'
gesehen. Nicht weil es ihn ehrgeizig juckte: Paris von den fre/
chen Desperados zu säubern, damit man seine Glieder in Ruhe
strecken konnte und seine Gelder in der Kommode liegen las/
sen: nein, auch hier spielten wieder einmal ganz persönliche
Dinge eine entscheidende Rolle. Villon hatte mit seinen vielen
Frauen immer das merkwürdige Pech, daß sie sich von ihren
früheren Liebhabern noch nicht völlig losgesagt hatten. Sie pen/
delten sozusagen zwischen Tal und Hügel, nahmen von dem
einen die Sicherstellung des täglichen Lebens und von dem an/
dem das Sonntägliche, die nervenkitzelnde Fahrt auf der Luft/
Schaukel.

Und als er dem Polizeiherrn die kleine Denise abspenstig mach/
te, der Schandkerl, der Geizhals, der in den meisten Fällen ver/
gaß, die Polizei zu alimentieren, da war es an der Zeit, sich ent/
sprechend zu rächen. Verbrechen hatte der verfluchte Kerl genug
auf dem Kerbholz. Nur noch keinen gemeinen Mord. „Ver/
schaffen wir uns einen!" meinte der infame Gauner in Staats/
uniform zu sich und schlug in der nächsten Nacht den Grafen
Brunnier (mit dem Villon auch mal einen kleinen stadtbekannten
Handel gehabt hatte) mit einer Eisenstange den Schädel ein. Das

2

21


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0025