Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 24
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0028
Villon lachte sich bucklig, als er von diesen Beschlüssen hörte,
er verzichtete gern auf die „Goldene Feder", auf den fragwürdigen
Titel eines Akademieprofesseurs.

Er arbeitete das Gnadengesuch flugs um und hatte am Ende eine
Ballade daraus gemacht. Im Ton eine, wie sie der Drehorgelspic
ler singt, wenn er die Moritaten der letzten Monate illustriert. Ein
Stück, das bis heute noch nicht seinesgleichen in der Weltliteratur
hat, das nicht einmal von des Deutschen Dichters Georg Kaiser
Verteidigungsrede vor den Geschworenen in München, von Zo'
las „La verite en marche" und Karl Liebknechts Aufruhrrede,
zu Berlin auf dem Potsdamer Platz im zweiten Kriegsjahr, über'
troffen wird und nachträglich noch den Nobelpreis erhalten
müßte.

Das Parlament erhob sich von den Plätzen, als der Sprecher die
Ballade vorlas. Einstimmig wurde beschlossen, daß das Henken
zu unterbleiben habe, und daß man ihn frei lassen möchte. Das
heißt nicht frei nach seinem eigenen Willen, sondern frei außerhalb
von Paris auf zehn Jahre.

Also: regelrechte Verbannung, brummte Villon, als man ihm
das mit schweren Siegeln geschmückte Dokument unter die Nase
hielt. Eine ganze Weile besann er sich noch, ob das Henken
vielleicht nicht doch noch vorteilhafter gewesen wäre, als dieser
traurige Hinauswurf in die Wälder. Aber, es war März, und die
Pflaumenbäume standen in Knospen.

Er entschied sich also für die Verbannung, und taumelte hilflos
durch die Schwärze der Wälder. Da hörte er plötzlich Pferde

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