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gewieher. Er pirschte sich an den Fahrweg heran und horchte in
die Nacht.
Es war ein Getreidetransport, der heranrückte, eine lange Kette
von Planwagen. Villon sprang kühn auf den ersten. Der Kut'
scher griff zur Peitsche. Villon sagte ihm aber, daß er ihm Mär'
chen erzählen wolle. Lustige Schnurren von den Coquillards,
von den Pfaffen und Pariser Mädchen.
Das leuchtete dem Kutscher ein. Es war ein weiter Weg bis St.
Generoux. Ein weiter Weg bis zur nächsten Nachtherberge.
Villon erzählte lustige Schnurren, eine Stunde, zwei Stunden ..
und schlief jetzt schon die fünfte.
Er mußte hart geschüttelt werden, als man vor der Herberge Rast
machte, und wollte auf den Kornsäcken durchaus weiter schlau
fen. Der Knecht zog ihn aber in das Lokal mit hinein, und nun
ließ sich der Meister auch nicht lumpen und bestellte für die ganze
Kumpanei eine Lage Wein. Er klimperte mit den Dukaten, die
er in einem Säckchen auf der Brust trug. Man bekam Respekt
vor ihm, und als er gar erzählte, daß er der Gedichtmeister und
Räuberhauptmann Villon sei, da ließen ihn die Kerle hochleben.
Sie wußten, was sie ihm schuldig waren, und schimpften wie die
Pest auf das Parlament, das dem Meister Villon diesen überaus
schoflen Abschied gegeben hatte.
Villon beruhigte sie, indem er das Parlament verteidigte und den
Polizeichef als den wirklichen Schubiack bezeichnete.
„Seht: dies tolle Herumgehetz in der Stadt hat mir die Haare fast
vom Schädel gefressen. Man wird angespannt wie ein Pferd, das
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