Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 26
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0030
die Wassermühle von früh bis spät drehen muß. Ich muß mich
wieder einmal richtig ausschlafen, damit ich zu Kräften komme.
Damit ich einem kleinen Mädchen die Backen vernünftig streik
cheln kann. Ich kann nun einmal nicht so verdammt allein sein
in der Welt. Ich habe eine Totenangst, wenn alles um mich her-'
um so still ist, wenn kein Vogel zirpt und keine Freudenbecher
klirrn. Ich träume des Nachts, wenn ich wach in der Klappe
liege, von bösen Geistern und glaube: in einem tiefen und weiten
Wasser herumzuschwimmen. Das kommt vielleicht von der
schrecklichen Folterkammer. Wißt ihr, was das heißt, wenn man
so an die zehn Liter Wasser in den Leib hineingegossen be/
kommt; Wenn das öde Zeug wenigstens nach Wein oder Pflau/
mensaft geschmeckt hätte! Und wenn die Kugel am Bein nicht
aus Eisen, sondern ein Kürbis gewesen wäre. Für einen Sack
voll Geld hätte man diesen Spaß ja haben können .. Aber meine
schönen Dukaten waren doch dem Polizeikerl in die Finger gc
fallen. Das Schwein kann sich jetzt dafür einen Spitzbauch an/
mästen. Und meine kleine Flamme hat er mir auch noch weg/
geschnappt.

Jetzt habt ihr so eine kleine Kostprobe von meinem Lebenslauf
vorgesetzt bekommen. Guten Appetit... und Prost!" (Siehe Ra/
belais, Bd. IV, 67).

Die junge Frau des Herbergsvaters, die diese lustigen Gespräche
mit angehört hatte, zog den Meister Villon jetzt an ihren Tisch.
Sie sagte ganz leise zu ihm: „Du hast ein Gesicht, da ist viel Wind
durchgegangen. Auch deine schönen Lieder habe ich schon

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