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stens nicht wichtig genug, um Akten darüber anzulegen, Memo/
iren zu schreiben.
Er wird sich auf diesem hypertrophierten Dreh seines Lebens den
Knacks geholt haben, von dem er nie mehr zu seinen Balladen zu/
rückkehrte.
In seinen Briefen erlosch er mit einem Male. Seine Spur verwisch/
te der Nebel, das Meer oder irgendein Erdhügel der schottischen
Hochebene. (Also nachzulesen bei Breaumont!)
Die Legende erzählt, daß Villon der Brüderschaft vom Kloster
zum Heiligen Gral beigetreten sei. In den Urkunden des Klo/
sters findet sich kein Beweis. Es lag für Villon auch kein Grund
vor, katholisch zu werden in dem Sinne, wie so viele Literaten,
wenn sie für die Liebe kein Feuer mehr im Blut haben. Eher
wird man jenen Gerüchten Glauben schenken müssen, die den
Meister gesehen haben wollen als einen großen Kriegshelden und
Kanzler des Sultan Ibram Ali.
Der Welt kann es gleichgültig sein, wohin dieser Stern seine
Leuchtbahn weitergerollt hat; ob in ein morgenländisches Hirn/
melreich mit Frauen und blutbewegten Tagen, ob bei Zigeunern:
strichvogelhaft durch Europens nördliche Provinzen ... oder gar/
nicht einmal so weit fort von Paris: Wurm zu Würmern und
Mist zu Mist. Er hat sich unter Menschen bewegt, wie kein ande/
rer Mensch mehr. Seine Raubzüge waren Ausstrahlungen einer
energiebewegten Weltseele. Kein Gesetz irgendwelcher Ord/
nungstafel konnte er ernst nehmen, er stellte sich außerhalb jeder
Gesellschaftsbahn. Er war der zur Dynamik gesteigerte Aus/
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