Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 32
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Die Dichter, die vor ihm waren (wir notieren nur die wertvolleren
seines Sprach/ und Lebensbezirkes), die Audefroy le Bastard
(1210—1270), Guilleaume de Machault (1290—1375) und Erstäche
Dechamps (1340—1410), bewegten sich noch alle im Gleis
der provenzalischen Troubadours. Das heißt, sie empfingen Kunst
nicht aus dem Blut, sondern bogen mit Hirn und Handgelenk
den handelsüblichen Stoffkreis zum kunstgewerblichen Artikel
für den Bedarf der Höfe und Patrizier. Daher waren sie auch
häufig gegen eine entsprechende Monatsgage „angestellt". Mit
den gleichen Rechten und Pflichten wie der Henker, Kammer/
diener, Hundescherer, der außereheliche Bettwärmer und der
Goldmaker. Vielfach versahen sie auch das Amt des Spaß/
machers, Tanzmeisters und Prügelknaben gleich mit. An den
königlichen Höfen zumal bewegte sich ihr Rang vor dem Kanz/
ler und hinter dem Friseur. Sie hatten selten ein Eigenleben. Ein/
samkeit war ihrem Allüberallsein ein undefinierbarer Begriff.
Francois Villon war der erste, der den Sprachbogen seines Ge/
dichts von Schwulst und Schnörkel abrückte. Er hat auch auf
Bestellung nur das gedichtet, was ihm jenseits des Gebundenen
einfiel. Seine Einfälle kamen alle aus der absoluten Wesenheit
des Ichs. Das Ich ging überall vor und bezog die Bewegungen
des Umkreises auf sich. Er war immer aktuell. Im rasenden Vor/
wärts seines ungehemmten Blutes hatte die Historie keinen Raum.
Auch nicht das Idyll und das geschwätzige Feuilleton. Alles,
was ihn anzog, hindurchzudringen, mußte sich mit seiner Lust
decken. Er lag lieber wochenlang faul im Graben, als dem Brot/

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