Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 34
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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seinem Blut gespeist. Er meinte überall und immer nur sich, wo/
mit er aber nicht in jedem Falle die absolute Herrschaft des Einzel'
individuums propagieren wollte im schroffen Gegenüber zur
Menge. Der im Dumpfen dahinfaulenden Masse bahnte er, wie
noch nie einer vor ihm, den breiten Weg zur Freiheit. (Auch
dort, wo er öffentliche Kassen leerte und meskine Blaublüter mit
dem Degen kitzelte.)

Er stöberte sie in allen Winkeln auf, die Erbpächter des Elends,
und belichtete ihre grenzenlose Feigheit mit dem Scheinwerfer/
licht seines Mutes zur Anarchie. Für ihn war der Bruch mit den
alten Gesetzen nichts weiter, als ein hemmungsloses Vorwärts/
stoßen des Ichs. Er behauptete sein eingeborenes Ich gegen das
Vielfache des Gesetzgebers und seiner Wachhunde. Er ahnte das
Eingreifen der Maschine in den Raubbau mit Menschenkraft vor/
aus und machte die Sklavengehirne der Leibeigenen mündig zum
persönlichen Handeln.

Er hatte die Genugtuung, daß die Rechtsgelehrten der Kirche
seine Methode so einschätzten, wie er sie geformt hatte zur Waffe.
Es gab für das kirchliche Götzentum keinen heftigeren Feind als
Villon. Weil er nämlich nicht die Lehre an sich reformieren
wollte mit dem Einsatz seiner Ideen, sondern das pure Denkver/
mögen der von solcher überalterten Lehre verdummten Masse.
Dabei war er etwa kein absoluter Antichrist. In seinen Balladen
sind Gebete von solch einer Glaubensinnigkeit, die in der
Schlichtheit des sprachlichen Ausdrucks und in der Vollkonv
menheit des Gedankens vom Da/Sein einer ewigen Urkraft, auf

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