Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 36
(PDF, 24 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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nicht aus der raffsüchtigen Gier des Machthungers. Ihm war jene
Macht, die sich auf Grund von äußeren Privilegien und ererbten
Hoheitsrechten Millionen Menschen als Ausbeutungsobjekt ein/
verleibte, entrechtete und nach ihrer Pfeife tanzen ließ wie welkes
Laub im Windwirbel, das verabscheuungswürdigste Verbrc
chen.

Der Bischof Thibaut d'Aussigny wußte deshalb genau, was er
tat, als er Villon, gegen den Willen des Königs, und gegen die
Gesinnung des Volkes, einsperren ließ. Es ist nicht zu leugnen:
Villon hat an der Spitze einer organisierten Bande geraubt und
geplündert, wo Gold und Goldeswert aufgespeichert lag. Und
hat oft genug in animalischem Überschwang die primitivsten
Sittengesetze verletzt.

Aber: die Kirche würde ihm alles verziehn haben (Raub, Dieb/
stahl, Unzucht und Mord), wenn er sein Leben nicht so auf'
reizend in den Vordergrund gerückt und, angesichts des schon
vom Zweifel geplagten Volkes, die Autorität des Kirchengottes
mißachtet hätte. Die heilige katholische Kirche hatte viele Poeten
in Lohn und Brot und zahlte hochanständig, wenn die gelieferten
Beiträge das Volk noch tiefer mit dem Weihrauch der gläubigen
Hingabe umnebelten.

Sie erhielt, kraft ihrer ausgezeichneten Organisation und ihres
Geldes, überragende Kunstwerke. Sie bestimmte jahrhundertc
lang die Kultur.

Bei Villon freilich ist die Spur des weltlichen Mäcens schon zu
seinen Lebzeiten deutlich erkennbar gewesen. Natürlich darf man

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