Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 39
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0043
wir als ein meisterliches, also in unserem Sinne vollkommenes
Kunstwerk anerkennen: wie umständlich, wie umwegig, wie um/
nebelt von barockhirnlichem Zierat ist ein einfacher menschlicher
Ablauf zur sogenannten Form gedehnt!

Es ist falsch, das wortarme Gedicht August Stramms für die
letzte künstlerische Konsequenz anzusehen. Er rangiert als Künste
ler tiefer, als der oft allzu üppig von Musik umschauerte Rainer
Maria Rilke, tiefer als der zerebrale Apoll Stefan George. Die
beide, jeder auf einem anderen Gipfel, das lyrische Erlebnis der
Deutschen um 1920 repräsentieren.

Die Einfachheit Villons ist nicht die seiner Zeit und seiner Zeit'
genossen. Sie ist nur die seines, auf das Wesentliche gerichteten,
Kunstverstandes. Sie inkarniert das Erkennen, worauf es an'
kommt, nämlich: auf das Verdichten von Erlebtem. Im schroff
fen Gegensatz zur Kunstgelenkigkeit, die zwar der Gegenwart
das Klappern der Scharniere verbergen kann, von einer neuen
Generation aber erbarmungslos entlarvt wird.
Es soll zugegeben werden, daß Erscheinungen vom Uberrang
Villons der Wahrnehmungsbahn eines Kometen wesensverwandt
sind. Sie umkreisen in der Ellipse feuerschweifend und optisch
aufregend den zentralen Kern aller Kunst. Ihre nächste Nähe
(also ihre Geltung als etwas Phänomenales!), wird dann immer
erreicht sein, wenn die Krise einer neuen Epoche auf dem Höhe
punkt angelangt ist. Wenn sich die Geister des abgewelkten Ge
stern, endlich von den lebendigen Bildungen von heute scheiden.
Wenn die Tradition unterminiert ist und ein Chaos Form werden

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