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will. Dann kommen Kerle wie Villon und befruchten. Voll/
enden die große Zeugung und schwirren wieder ab.
In welcher Zeitspanne wohl kehrt er wieder ?
Vierhundert Jahre nach dem (mutmaßlichen) Tode Villons wur/
de das „Trunkene Schiff" des Knaben Jean/Arthur Rimbaud
geboren.
Es bedarf keiner umständlichen Beweisführung, um festzustellen,
daß der Komet Villon das großartigste Dichterwunder des neun/
zehnten Jahrhunderts, den „Sohn Shakespeares" (vgl. Victor
Hugo!) diesen Rimbaud in die Welt gesetzt hat. In Rimbaud
selbst war Villon nicht Ahnung nur und Gefühl, sondern An/
rufung und Aussage. Er bekannte sich öffentlich in aufreizender
Bejahung zu seinem Vater. Er trat mit Inbrunst und Besessenheit
sein Erbe an. Er wuchs und wucherte mit dem Pfund. Er rückte
es in die grellere Sonne einer mächtig fortgeschrittenen Zeit und
schuf dieser Zeit ihren Ausdruck.
Die Erscheinung Villons ist aus dem Werk Rimbauds nicht zu
bannen. Der Kräftekreis, der diese Kunstleistung bewegt, ist der
Blutgeruch Villonscher Lebensartung, ist die schöpferische Span/
nung seiner Welt im Unterbewußtsein der von kosmischen Strah/
lungen umschauerten Knabenseele. Von der Kunstleistung Rim/
bauds aus (weil sie in ihrem sinnfälligen Ausdruck unseren Ge/
fühlen gerade erst heute gegenwartsnahe geworden ist) ermessen
wir die Leistung Villons vollkommen. Wir mindern nicht um
den geringsten Grad das Werk Rimbauds (das wir glühend be/
wundern und als einen Turm im Gewimmel von Sandhaufen
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