Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 42
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Voraussetzungen und hebt die längst in sich vermorschten Kii>
chentüren aus den Angeln. Es greift nur den von Villon längst
gegenständlich gemachten Mut zur Wahrheit auf und biegt ihn
zu einen Feuerbogen sensationeller Überraschung um. Das Pa/
nikmachen, das uralte Erbübel germanischer Rasse, entlädt sich
auf Gemüter der „Morgenpost" und des „Lokalanzeigers".
Die Tageskritik, viel zu sehr eingespannt in das Geschirr fixer
Berichterstattung, hat kaum Zeit für historische Forschung. Und
nimmt Umdichtung, Schnellphotographie und zwanzigprozen/
tigen Verschnitt für originale Leistung, klebt an der sachlichen
Exekutierung der modischen Vokabel und hat für das atembc
klemmende Wachsein des ewig nörgelnden Abonnenten zu sor/
gen. Sie kann um die ungefähre Leistung des neuen Dichters
nicht herum, weil sie immerhin noch instinktiv die Quelle fühlt,
aus der sie floß und gesehen werden möchte. Aber auch von soh
chen geschickten Feuerwerkstechnikern, die mit den geheimruV
vollen Zauberformeln mittelalterlicher Adepten das Sonnenspek'
trum zu Leuchtkugeln verpulvern und Überraschungsschreie in
der Menge entfachen, Großkapitalisten werden in einem ein'
zigen Büchermonat und die höheren Gesellschaftssphären frc
quentieren, ist die Sendung Villons nicht umzubringen. Er
wirkt unablässig hinter der Szene, er deckt den Kern aller Gc
schehnisse auf und zersetzt den Mythos der schönen Seele mit den
Ätzstoffen einer wirklichen Sachlichkeit, die nicht karg ist, luft'
knapp, genestelt und sportgestählt, die aber ebenso witzig sein
kann und ironisch, wie nachdenklich und eindringlich.

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