Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 43
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/villon1931/0047
Dem Frankreich seiner Zeit war Villon das auf einen Menschen/
körper gepfropfte Fabelwesen, das umstachelte Faunsgesicht, der
Räuber mit der Harfe.

Aber wie jedem Eroberer die Maske eines skrupellosen Gewalt/
menschen angedichtet wird, schien alles an ihm brutal, muskel/
haft und rücksichtslos auch denen, die vom faulen Zauber über/
sinnlicher Erscheinungen nicht mehr angekränkelt waren. Die
von der Formung des Irdischen ausgingen und letzte Erkenntnis/
möglichkeiten mit dem Ignorabimus abschlössen.
Eine so universale Erscheinung wie Villon kann uns deshalb in
jedem Betracht nur bereichern, nicht abstoßen. Villon ist zwei/
fellos ein erklärter Feind jeglicher Gesellschaftsform, die sich ari/
stokratisch von der Masse absondert. Für ihn ist die Masse der
Ausdruck gewachsener Naturgewalt. Er reiht sie ein in das ele/
mentare Wachstum aller Dinge, die noch organisch mit dem
Nährboden der Erde verbunden sind: Baum,Tierund Mensch.
(Diesen heiligen Dreiklang schlug ich schon wiederholt an!)
Hier wurzelt der Ursprung seines Wesens, hier breitet er sich aus,
hier gießt er sich hinein und strömt zu den unendlichen Meeren
der ewig/dauernden Schöpfung.

Er war ein Außenseiter im Intervall des fünfzehnten Jahrhunderts,
ein Kerl vom Format der uns gesellschaftlich vielleicht näherlie/
genden Boccaccio, Johann Secundus und Aretino. Und kann
immer noch den Ruhm für sich buchen: nicht eingegangen zu
sein in das große Heer der von uns als gleichberechtigt akzep/
tierten Erscheinungen. Wiewohl sein Oeuvre bei weitem nicht

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